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Sport aus Karlsruhe und der Umgebung

Bechtold, Ragwitz und Wiehn mit Achtungserfolgen

Fotocredits: Rheinbrüder | GES
BU: Tim Bechtold hat gut Lachen! Bei der Qualifikation über 1.000 Meter reihte er sich an seinem Geburtstag hinter den namhaften Protagonisten Sebastian Brendel, Conrad-Robin Scheibner und Michael Müller als Viertplatzierter ein

Karlsruhe (MaT). Die erste Nationale Qualifikation im Kanu-Rennsport auf der Wedau in Duisburg war am Wochenende geprägt von den Auswirkungen vieler Covid-19 Erkrankungen auf bundesweiter Ebene. Zahlreiche namhafte AthletInnen hatten schon vor der Regatta abgesagt, weitere wie auch die Rheinschwester Sophie Koch mussten nach dem ersten Wettkampftag abmelden, weil es die Gesundheit noch nicht zu lies, auf diesem hohen Niveau Leistung zu erbringen.
Aus Karlsruher Sicht konnten am ersten Wettkampfwochenende zwei Youngsters, trotz schwieriger Wetterbedingungen, mit teilweisen nicht mehr fairen Bahnvorteilen durch Seitenwind, auf ganzer Linie überzeugen. Sowohl die erst 18-jährige Gesine Ragwitz (Kajak) als auch der 20-jährige Tim Bechtold (Canadier) lieferten bei den Wettkämpfen hervorragenden Platzierungen im A-Finale ab. Bechtold beschenkte sich an seinem 20. Geburtstag selbst, in dem er auf der 1.000 Meterstrecke lediglich dem Olympiasieger Sebastian Brendel (Potsdam), dem amtierenden Weltmeister auf dieser Strecke – Conrad Robin Scheibner (Berlin) – und dem langjährigen Nationalfahrer Michael Müller (Magdeburg) den Vorrang lassen musste. Danach reihte sich der Karlsruher als bester U23-Fahrer ein. Mit seinen beiden 8. Plätzen über die 500 und 250 Meter erarbeitete er sich eine sehr gute Ausgangslage für die internationalen Tickets. „Für mich lief die Quali richtig gut. Ich bin sehr zufrieden mit meinen Rennen, vor allem mit den 1000 Metern, denn damit hätte ich am wenigsten gerechnet.“
Die Junioren-Vize-Weltmeisterin des vergangenen Jahres, zeigte bei ihrer ersten Regatta bei der Leistungs- klasse, dass sie zu den absoluten Nachwuchshoffnungen der Rheinbrüder Karlsruhe zählt. Mit zwei A-Finalteilnahmen über die 500 Meter (7. Platz) und die 250 Meter (9. Platz) setzte sie ein deutliches Statement. Beim zweiten Wettkampf über die 500 Meter erkämpfte sich Gesine Ragwitz einen sehr guten zweiten Rang im B-Finale. „Insgesamt war ich zufrieden mit der Qualifikation. Der Freitag lief für mich etwas besser als der Samstag, da es am Samstag auch nicht ganz einfach mit den Bedingungen war.“, so ihr Resümee. Damit hält auch sie alle Trümpfe für das Rennen um die U23 Nationalmannschaft im Ärmel.
Dieses Ziel verfolgt auch Jochen Wiehn der sich über die Kurzdistanz einen beachtlichen zweiten Platz im B-Finale sicherte und über die 500 Meter ebenfalls im B-Finale als Sechster über die Ziellinie fuhr. Über die 1.000 Meter reichte es knapp nicht für das B-Finale, dort belegte er im C-Finale den dritten Rang. „Ich konnte beinahe in jedem Rennen meine bestmögliche Leistung abrufen. Da bin ich schon sehr zufrieden mit dem Wochenende. Mit neun Rennen an zwei Tagen war es nicht nur körperlich, sondern auch mental ex- trem anstrengend und ich freue mich nun auf zu Hause.“, gab Wiehn glücklich und kaputt zu.
Für Xenia Jost und Jan Bechtold liegt die Messlatte in diesem Jahr besonders hoch. Nachdem die U23 Nationalmannschaft altersbedingt nicht mehr möglich ist, müssen sich die beiden an das A-Team herantasten. Jan präsentierte sich über seine Lieblingsstrecke, der 1000 Meter Distanz mit einem zweiten Platz im B-Finale richtig gut, über die kürzeren Distanzen waren es dann vordere Platzierungen im C- (500m) und D-Finale (250m): „Die Quali verlief für mich durchwachsen. Ich bin froh, dass ich über die 1.000 Meter mit einem guten Ergebnis abschließen konnte.“ Xenia Jost bot eine solide Leistung, zeigte am Wochenende jedoch leichte Anschlussschwierigkeiten zur deutschen Spitze. Mit drei Platzierungen im B-Finale muss sie sich bei der zweiten Qualifikationsregatta steigern, um eine Chance für die internationale Bühne 2022 zu haben. „Ich gebe noch nicht auf, auch wenn es für mich noch nicht gut lief.“, gab sich die Stadtwerke Mitarbeiterin kämpferisch. Auch sie hatte im Vorfeld mit einer Corona-Infektion zu kämpfen und hatte zudem kein Glück mit der Bahnauslosung.

Olympiateilnehmerin musste Qualifikation abbrechen

Im Canadier-Damen Bereich wollte sich Sophie Koch als viertplatzierte der Olympischen Spiele ganz vorne im Feld präsentieren. Doch bereits im Vorfeld klagte sie darüber, nach ihrer Corona-Infektion im Frühjahr nicht mehr an ihr bisheriges Leistungsniveau herangekommen zu sein. Auf der Qualifikationsregatta zeigte sich dann, dass ihr Körper der Wettkampfbelastung noch nicht standhält. Nach dem ersten Wettkampf und dem fünften Platz über die 500 Meter, zog der Verbandsarzt die Reißleine und empfahl der Kanutin eine längere Ruhephase und eine genauere gesundheitliche Abklärung. „Ich bin seit Wochen schon sehr stark erschöpft, vielleicht kam es durch den recht schnellen Wiedereinstieg ins Training nach der Coronainfektion“, vermutet Koch und fügt traurig hinzu: „Ich bin schon sehr enttäuscht, dass ich die Qualifikation abbrechen musste, aber es wäre fatal gewesen, jetzt einfach weiterzumachen. Jetzt muss ich meinen Fokus erst einmal auf die Gesundheit legen, um bald wieder an den Start gehen zu können.“
Detlef Hofmann hat in seinen Berufsjahren als Trainer schon sehr viele Qualifikationswettkämpfe miterlebt, doch mit so vielen unverschuldeten Ausfällen seiner Schützlinge musste er noch nicht umgehen. „Die Absagen der Teilnahme von Sarah Brüßler und Katinka Hofmann im Vorfeld war schon schmerzlich, dass nun auch Sophie abbrechen musste, das war schon hart.“, so Hofmann, der jedoch direkt herausstellte, dass deshalb nicht die hervorragenden Leistungen von Tim Bechtold, Gesine Ragwitz und Jochen Wiehn vergessen werden dürfen. „Die Drei haben starke Ergebnisse erzielt und haben es in drei Wochen selbst in der Hand in diesem Jahr international starten zu dürfen.“