Fußballerinnen erbost: Trainieren von Frauen ist keine Strafe!
Karlsruhe (mia). In den sozialen Medien und den jeweiligen Auftritten von Frauen-Fußballteams – auch aus Karlsruhe und der Region – brodelt es. „Wir fühlen uns beleidigt, diskriminiert und lächerlich gemacht“, erklären die Frauenteams der Ersten und Zweiten Bundesligen in einem offenen Brief.
Grund dafür, dass viele Frauenteams wie auch das des Karlsruher SC in Instagram, Facebook oder Twitter den offenen Brief an den DFB teilen, ist ein Sportgerichtsurteil, das den Gladbach II-Coach Heiko Vogel betrifft.
Training als Strafe?
Trainer Vogel wurde wegen „unsportlichem Verhalten“ in einem Spiel Anfang März von Regionalligist Borussia Mönchengladbachs U23 gegen den SV Bergisch Gladbach gegen die weiblichen Schiedsrichterassistentinnen – er soll gesagt haben: Frauen haben auf dem Fußballplatz nichts verloren“ – vom Sportgericht verurteilt.
Die Strafe allerdings stieß auf heftige Kritik. Denn diese lautete: Geldstrafe in Höhe von 1.500 Euro, Innenraumverbot für zwei Meisterschaftsspiele und sechs Trainingseinheiten eines Frauen- oder Mädchenteams seines Vereins zu leiten.
„Diskriminiert und beleidigt“
Dass ein Training von Frauen- oder Mädchen-Fußballteams für einen Fußballtrainer Strafe sein könne, sorgt für großen Ärger. So haben die Spielerinnen der ersten und zweiten Frauen-Bundesligen um Alexandra Popp, der Spielführerin der Nationalmannschaft, in einem offenen Brief an den DFB erklärt, dass dieses Urteil alle „Frauen diskriminiere“ und ein „Training für einen Trainer niemals eine Strafe sein könne unabhängig vom Geschlecht der Spieler“.
Ein „Angebot als Zeichen der Entschuldigung“, keine Strafe
Zwar erklärte Borussia Mönchengladbach gegenüber „der Spiegel“ online, dass es sich bei den Trainingseinheiten nicht um eine Strafe oder Initiative des WDFV handle, sondern vom Klub beziehungsweise Vogel selbst als Zeichen der Entschuldigung vorgeschlagen worden war. Aber auch der Westdeutscher Fußballverband (WDFV) schreibt nun auf seiner Seite von der „Strafe“ der sechs Trainingseinheiten und man wolle dieses Urteil nun durch das Verbandsgericht des WDFV überprüfen lassen.
KSC-Frauentrainerin: „Unglücklich in der heutigen Zeit“
Romina Konrad, Frauentrainerin der Karlsruher SC- Regionalligamannschaft war „total erschrocken“, als sie das Wort Strafe gelesen hatte. Nachdem sich die KSC-Trainerin damit auseinander gesetzt hatte, erklärt sie: „Seine Aussage ist unglücklich in der heutigen Zeit. Dass Frauen so angegangen werden, ist absolut fehl am Platz. Auf der anderen Seite sind wir alle Sportler und wissen, dass es beim Spiel auf dem Platz hitzig zu geht, und die Emotion hoch kochen“, weiß Konrad, dass dann auch mal das falsche Wort fallen kann.
Aber: „Es ist unglücklich was er sagt. Dass das dann aber vom Verband mit der „Strafe“ getoppt wird, obwohl sie sicher mit dem Training einer Frauen- oder Mädchenmannschaft etwas gutes wollten,… Dann nimmt das seinen Lauf.“
Zusammenhalt der Frauenteams
Als sehr positiv bewertet die KSC-Trainerin Konrad, dass sich die Teams der ersten und zweiten Frauen-Bundesligen zusammengetan hatten und ein Statement abgegeben hatten. „Auch Nationalmannschafts-Spielerinnen, und im Ausland spielende Fußballerinnen haben sich geäußert, dass es schade ist, dass Frauenfußball in Deutschland so gesehen wird. Andere Länder wie England oder Frankreich überrollen uns im Frauenfußball. Da ist die Wertschätzung eine ganz andere als in Deutschland“, erklärt Konrad und hofft, dass es ein Umdenken geben wird.
DFB-Vizepräsidentin äußert sich
Daher hat auch der DFB reagiert: DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg sagte dazu auf dfb.net: „Es ist mir auch unbegreiflich, dass man ein Training einer Frauenmannschaft als Teil einer Strafe verordnet. Ich kann den großen Ärger der Spielerinnen deshalb verstehen und nachvollziehen, dass sie sich dazu öffentlich Gehör verschaffen.“ Der DFB stehe im Austausch mit dem WDFV.