Die faszinierende Historie von E-Sports von 1971 bis heute
E-Sport ist für die meisten Menschen ein komplett neues Genre, das so alt noch gar nicht sein kann. Dabei reicht die Geschichte von E-Sports bis in die 1970er-Jahre zurück. Wir haben uns damit etwas genauer beschäftigt und fassen im Folgenden die überaus spannende Historie zusammen.
Von Liam Mallard
Der erste offizielle E-Sports-Wettbewerb fand am 19. Oktober 1972 statt. Die Teilnehmer traten in einem Spiel namens Spacewar gegeneinander an. Der Hauptpreis war ein Jahresabonnement des Rolling Stone Magazins. Gleichzeitig eroberten Spielhallen und Konsolen die USA.
Mit der Einführung der „Magnavox Odyssee“ im Jahr 1972 erschien die erste Spielekonsole, die an einen Fernseher angeschlossen werden konnte. Auch wenn die Bedienung eher umständlich war: Zum Spielen musste das Spielfeld in Form einer Schablone auf den Fernseher geklebt werden. Wer hätte damals gedacht, dass sich daraus die heutigen E-Sports-Spiele und die Möglichkeiten der Sportwetten auf diese Ereignisse ergeben. Alles, was man machen muss, bevor man auf E-Sports wettet, ist ein kurzer Vergleich von unterschiedlichen Buchmachern und schon kann man seine Wette platzieren.
Zur gleichen Zeit wurde damit begonnen, Spielhallen zu errichten, die es der breiten Öffentlichkeit ermöglichten, Spiele an Automaten zu spielen. Die Möglichkeit zum Wettkampf innerhalb dieser Spiele wurde jedoch erst mit der Einführung von permanenten Highscore-Listen geschaffen. Eine der ersten Maschinen mit dieser Option war „Sea Wolf“ im Jahr 1976.
1979 erschienen zwei Maschinen, Asteroids und Starfire, die es Spielern erstmals ermöglichten, sich mit einem persönlichen Namenscode in einer Highscore-Liste zu verewigen. Da nur wenige Automaten die Möglichkeit boten, gegeneinander zu spielen, wurden diese Listen zu einem Maß für das Können des Spielers. Mit Space Invaders legte Atari 1978 den Grundstein für das weltweit erste große E-Sports-Turnier.
Der frühe Gaming-Klassiker wurde 1980 bei den Space Invaders Championships von über 10.000 Spielern gespielt, die um den Gewinn einer Version von Asteroids kämpften. Am 10. Oktober 1980 wurde William Salvador Heineman zum Sieger der Challenge gekrönt. Er war damit der erste Gewinner eines nationalen Videospielwettbewerbs.
Die nächsten Schritte in Richtung E-Sports kamen ebenfalls wieder aus den USA. Der Spielstättenbetreiber Walter Day aus Ottumwa im Bundesstaat Iowa gründete am 9. Februar 1982 mit dem „Twin Galaxies National Scoreboard“ den ersten Schiedsrichterdienst für Videospiele. Hintergrund war eine Geschichte im Time Magazine aus dem Jahr 1982 darüber, wie der 15-jährige Steve Juraszek einen Rekord in Defender aufstellte. Walter Day kannte jedoch einen jungen Spieler in seiner Spielhalle, der diesen Rekord bei Weitem geschlagen hatte.
1983 gründete er das U.S. National Video Team, das erste professionelle Gaming-Team der Welt. Er organisierte auch die North American Video Game Challenge, das erste Videospiel-Masters-Turnier in den Vereinigten Staaten. Dank seiner umfangreichen Bemühungen rund um das Thema „Videospiele“ kann er zu Recht als einer der Pioniere des E-Sports bezeichnet werden.
1988 wurde Netrek veröffentlicht. Das erste Multiplayer-Computerspiel, bei dem bis zu 16 Spieler über das Internet gegeneinander spielen konnten. Es war ein Echtzeit-Strategiespiel, dass im Star-Trek-Universum spielte. Die Spieler schlüpfen dabei in die Rolle der Föderation, der Klingonen, der Romulaner oder der Orioner und mussten eine Galaxie, bestehend aus 40 Planeten, erobern.
Anfang der 1990er-Jahre hatte auch Nintendo das Phänomen des Wettbewerbs erkannt und veranstaltete 1990 in den USA die „Nintendo World Championships“. Die Sieger des Wettbewerbs, der in drei Altersklassen ausgetragen wurde, erhielten goldene Nintendo-Gaming-Module. Die Spiele waren ein Triple-Header von Super Mario Bros, Rad Racer und Tetris.
Im Jahr 1994 veranstaltete die in den USA bekannte Videothekenkette „Blockbuster Video“ eine Weltmeisterschaft für Videospieler, in Kooperation mit dem amerikanischen Magazin GamePro. Das Turnier wurde auf dem Super Nintendo und dem Sega Mega Drive abgehalten. Gespielt wurde unter anderem Sonic the Hedgehog 3.
In den 1990er Jahren wurde klar, dass die Zukunft des kompetitiven Spielens auf PCs und im Netzwerk liegen würde. Als Hardware günstiger und leistungsfähiger wurde, wurden PCs für Privathaushalte und damit auch für die Spieleindustrie langsam aber sicher interessant. Etwa Mitte der 1990er-Jahre starteten die ersten großen LAN-Partys, bei denen sich Gamer miteinander messen konnten. Aber nicht nur im Großen, sondern vor allem im Kleinen übte das Spielen über das Netzwerk eine immer größere Faszination aus. Immer mehr Gamer trafen sich zu kleinen Networking-Sessions und spielten ihre Lieblingsspiele.
Aus diesen Treffen gingen die frühen Clans hervor, die das professionelle Spiel vorantreiben sollten. Denn schon bald darauf traten diese Mannschaften in größeren Turnieren gegeneinander an. Mit dem Vormarsch der Vernetzung und der Möglichkeit breitbandiger, privater Internetanschlüsse fielen auch die bisherigen regionalen Beschränkungen weg. Spiele wie Doom, Quake, Unreal Tournament oder StarCraft sind mittlerweile fester Bestandteil der E-Sports-Geschichte. Sie waren es, die damals den Grundstein legten, um gegeneinander spielen zu können.
Als Folge dieser Entwicklung wurden Ende der 1990er-Jahre die ersten E-Sports-Ligen gegründet: Beispielsweise die aus der „German Clan League“ (DeCL) hervorgegangene Electronic Sports League oder die ins Leben gerufene „ClanBase“
Dank der Entwicklungen in Südkorea wurden im Jahr 2000 die ersten „World Cyber Games“ (WCG) in Seoul abgehalten. Im Jahr 2003 wurde der erste Electronic Sports World Cup (ESWC) im französischen Poitiers ausgetragen.
Lag der Fokus zunächst auf PC-Spielen, wurden nach und nach auch Konsolentitel in den Wettbewerbskanon aufgenommen. Besonders hervorzuheben ist hier Halo 2, das seit 2004 eine Vorreiterrolle im Konsolenspiel einnimmt. 2005 wurde die „CPL World Tour“ (Cyberathlete Professional League) als erstes E-Sports-Event mit einer Million Dollar dotiert. Die gesamte Serie wurde weltweit in zehn Städten ausgetragen und endete mit einem Finale in New York, welches vom Musiksender MTV live übertragen wurde.
In den letzten Jahren hat sich diese Entwicklung weiter fortgesetzt. eSports wird immer beliebter und dieser Trend wird sich auch weiter fortsetzen. Denn die Beliebtheit und der einfache Zugang, den man mittlerweile hat, machen das Genre zu einem ganz besonderen Ort der Unterhaltung.