Vollgas-Basketball und Hochspannung – LIONS ringen Merlins nieder
Karlsruhe (psk). In einem fulminanten Duell im Nachholspiel gegen favorisierte HAKRO Merlins Crailsheim am 8. Dezember belohnten sich die PS Karlsruhe LIONS mit einem 95:85-Sieg für ihre vielleicht beste bisherige Saisonleistung.
Es war bereits das zweite Heimspiel binnen drei Tagen. Schon am Freitag hatte es ein Baden-Württemberg-Derby gegeben. Da lag Karlsruhe in einer sehenswerten Begegnung gegen die Tigers Tübingen am Ende auch mit zehn Punkten vorn. Der Montagabend toppte diese Partie allerdings mit Leichtigkeit. Gegen die Merlins, die zuvor lediglich zwei Saisonspiele in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA verloren hatten und bereits während des Aufwärmens pure Energie ausstrahlten, warf Headcoach Demond Greenes Team alles in die Waagschale, führte zwischenzeitlich hoch, kollabierte in der Schlussphase fast und sorgte am Ende mit einem Kraftakt doch noch für klare Verhältnisse.
Crailsheim startete erwartet druckvoll und sicherte sich die ersten fünf Punkte des Abends. Die Hausherren hingegen begannen etwas nervös und generierten keine zwingenden Aktionen aus dem Spiel heraus. Nach den ersten Freiwurfpunkten fand aber auch das Karlsrudel mehr und mehr in die Begegnung. 1.867 Zuschauer in der Europahalle sahen nun Tempobasketball höchster Intensitätsstufe von beiden Kontrahenten. Während die LIONS in der fünften Minute nach einem schönen Fastbreak kurzzeitig in Front gingen, sorgten treffsichere Merlins kurze Zeit später beim 12:18 für die erste Auszeit der Gastgeber. Direkt darauf ließ ein Turnover, der zum Acht-Punkte-Rückstand führte, schon Schlimmes erahnen. Doch Greenes Schützlinge ließen sich von der Athletik und körperlichen Präsenz der Schwaben nicht einschüchtern. Der erste Karlsruher Distanztreffer des Abends kam gerade zur rechten Zeit. Mit 22:25 ging es in den zweiten Abschnitt, der dem ersten in nichts nachstand – im Gegenteil. Es war nun ein hochklassiger, dynamischer Schlagabtausch auf Augenhöhe. Karlsruhe erkämpfte sich wieder die Führung, konnte sich aber nicht absetzen, obwohl LIONS-Rekordspieler Maurice Pluskota nun heißlief und allein binnen drei Minuten für elf Punkte sorgte. Das Problem: Der Tabellendritte blieb stets gefährlich aus sämtlichen Positionen, machte keine Anstalten, das Spiel zu beruhigen und zwang Karlsruhe Mitte des zweiten Viertels häufiger zu Fehlern. Doch die Führung hielt, auch weil die LIONS die Last gut verteilten und als Team dagegenhielten. Gleich sechs Badener sollten sich Verlauf der Begegnung zweistellig auf dem Scoreboard eintragen. Dies zeigte früh Wirkung und führte in den wichtigen Minuten vor der Halbzeitpause zum Ausbau der Führung. Beim Stand von 58:46 wurden die Seiten gewechselt und es sah wenige Minuten nach Wiederbeginn so aus, als würden die Hausherren dem Duell endgültig ihren Stempel aufdrücken können. Ein Zehn-Punkte-Run führte in der 25. Minute zum 69:51 und damit der höchsten Führung des Abends. In der sich anschließenden Phase zauberten die Merlins allerdings geradezu von der Dreierlinie und vertagten so die Vorentscheidung. Nach zehn in Summe ausgeglichenen Minuten ging es mit 80:68 in den Schlussabschnitt, der nun weniger vom Tempo als vielmehr vom Kampf und der Spannung lebte. Denn das Nervenkostüm sämtlicher Anwesender, die es mit den LIONS hielten, wurde angesichts teils haarsträubender Missverständnisse und verlegter Bälle ziemlich strapaziert. Drei Minuten vor Ablauf der Spieluhr stand es 84:82. Das Gästeteam und seine zahlreichen mitgereisten Fans pushten sich gegenseitig und hatten gefühlt schon mehr als eine Hand an den Siegpunkten. Aber Karlsruhe hielt stand. Es waren nun erfolgreiche Einzelaktionen aus schier unmöglichen Situationen, welche die Mannschaft wieder stabilisierten und der Europahalle den Glauben an den Sieg zurückbrachten.
Maurice Pluskota war mit 19 Punkten LIONS-Topscorer, gefolgt von Isaiah Hart mit 17 Zählern. Tyrese Williams punktete 15-fach, genauso wie Brandon Porter, der im dritten Spiel für Karlsruhe seine bisher beste Leistung abrief. Kilian Binapfl kam auf 13, David Ejah, der mit zusätzlich 11 Rebounds ein Double Double erzielte, auf 12 Punkte. Mit einer kleinen Serie von nun drei Erfolgen haben sich die Badener ins Tabellenmittelfeld vorgearbeitet und könnten in der nächsten Begegnung bei den starken VfL SparkassenStars Bochum am 13. Dezember sogar ihre Bilanz ausgleichen. Wenn sie im Ruhrgebiet eine ähnliche Performance abrufen wie gegen die Merlins, dürften die Chancen dafür gut stehen.
