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Trainingslager mit emotionalen Höhen und Tiefen

Jan Bechtold, Ralf Redig (Trainer Ba-Wü) & Saeid Fazloula waren auf eigene Faust zur Saisonvorbereitung in Belek
Jan Bechtold, Ralf Redig (Trainer Ba-Wü) & Saeid Fazloula waren auf eigene Faust zur Saisonvorbereitung in Belek Quelle: privat/Rheinbrüder Karlsruhe


Karlsruhe (MaT). Die Leistungsklasse-NationalfahrerInnen der Rheinbrüder Karlsruhe haben ein Grundlagentrainingslager im türkischen Belek absolviert.

Neben Sarah Brüßler, Sophie Koch und Katinka Hofmann die auf Einladung des DKV- Damenteams in Belek waren, trainierte dort auch die deutsche U23-Auswahl mit Xenia Jost, Jochen Wiehn und Tim Bechtold, sowie IOC-Refugee Kanute Saeid Fazloula und sein Karlsruher Trainingspartner Jan Bechtold zusammen mit ihrem baden-württembergischen Trainer Ralf Redig an der südlichen Mittelmeerküste.

Geplant war das Trainingslager, um nochmals viele Kilometer abzuspulen, um eine gute Ausdauer-Grundlage für die anstehende Saison aufzubauen. Doch der Plan ging nicht für alle gleichermaßen gut auf. Aus Karlsruher Sicht erwischte es Sophie Koch und Saeid Fazloula, die sich nach der ersten Woche im Trainingslager mit dem Covid-Virus infizierten. Dadurch waren die beiden Top-Athleten erst einmal mit der Genesung und einer Quarantäne-Zeit beschäftigt. „Trainingsmäßig lief es in der ersten Woche richtig gut, aber dann kam der positive Schnelltest.“, so Saeid Fazloula, für den die Erkrankung milde verlief.

Bei Sophie Koch verlief die Genesung etwas komplizierter ab. Nachdem sie die Quarantäne-Zeit überstanden hatte, bekam sie eine allergische Reaktion. „Ich musste sogar ins Krankenhaus, weil mir im Gesicht alles angeschwollen ist.“ Woher das Ganze kam, wird nach ihrer Rückkehr in Deutschland geprüft werden müssen. Glück im Unglück sah die Psychologie-Studentin am Zeitpunkt des Auftretens: „Positiv ist, dass das Ganze hier nicht vor Olympia passiert ist, sondern nun in einer nacholympischen Saison, aber es hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Gesundheit ist.“

Davon kann ihre Vereinskameradin Katinka Hofmann ein Lied singen. Bei den U23 Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr plagte sie sich bereits mit Rückenschmerzen. Nachdem auch die Ruhephase nach der Saison nichts half, ließ sich Hofmann gründlich untersuchen und es wurde eine Bandscheibenverletzung festgestellt. „Paddeltraining war deshalb in den letzten Monaten nur sehr reduziert möglich“, so die U23-Vizeweltmeisterin. Für sie war das Trainingslager in Belek nun eher ein Lichtblick: „So vieles was ich die letzten Monate nicht konnte, ging nun wieder. Das erste Mal Sprints aus dem Stand fahren. Das erste Mal drei Wassereinheiten am Tag.“ Das alles gibt der 22-Jährigen wieder Hoffnung für ihre anstehende Saison.

Sarah Brüßler, Katinka Hofmann & Sophie Koch folgten der Einladung des Deutschen Kanu-Verbands Quelle: privat/Rheinbrüder Karlsruhe
Sarah Brüßler, Katinka Hofmann & Sophie Koch folgten der Einladung des Deutschen Kanu-Verbands Quelle: privat/Rheinbrüder Karlsruhe

Eher durchwachsene läuft es derzeit für Sarah Brüßler. „Ich bin froh ohne Krankheit durch das Trainingslager gekommen zu sein. Aber ich habe körperlich gerade ein paar Probleme, die mir die Freude am Paddeln etwas nehmen. Da muss ich mich nach der Rückkehr in Karlsruhe darum kümmern.“ Trotzdem blickt die Olympia-Elfte optimistisch in die Zukunft und will auch 2022 Teil des deutschen WM- und EM-Teams sein. Für Xenia Jost ging es schon zuhause mit einem Rückschlag los. Nachdem sich die 23-jährige Stadtwerke-Mitarbeiterin im Vorfeld mit dem Coronavirus infiziert hatte, konnte sie nicht direkt mit in die Türkei fliegen. Glück im Unglück hatte die U23 Vierer Vizeweltmeisterin dann aber, dass sie sich, als bereits Geboosterte, schon nach sieben Tagen frei testen konnte. Nachdem auch der PCR Test negativ war und ein entsprechendes EKG durch den Olympiastützpunkt Rhein-Neckar grünes Licht gab, durfte sie vier Tage später nachreisen und konnte das Trainingslager erfolgreich absolvieren.

Wo die Reise für den U23-WM-Teilnehmer Jan Bechtold hingeht ist derzeit schwer zu sagen. Nachdem er für die U23-Auswahl zu alt ist, muss er die A-Nationalmannschaft als Ziel anpeilen. „Die Änderung des Olympischen Programms macht die Sache für mich in diesem Jahr noch schwieriger.“, spielt Bechtold, der ein 1.000 Meterspezialist ist, auf die Tatsache an, dass 2024 bei den Kajak-Herren nur noch der Einer über den Kilometer olympisch ist. Nachdem der Viererkajak 2021 bereits auf die Hälfte gekürzt wurde, wird nun auch der Zweierkajak der Herren nur noch über 500 Meter olympisch sein. Ein Problem, das auch sein Bruder Tim Bechtold kennt. Auch seine Paradestrecke ist eher der Kilometer, doch auch im Canadierbereich wurde der Zweier auf 500 Meter reduziert. Tim dem aus verschiedenen Gründen pandemiebedingt 2020 und 2021 einen Start bei internationalen Titelkämpfen verwehrt wurde, lässt sich dadurch aber erst einmal nicht entmutigen. Er blickt nur auf diese Saison: „Ich will einfach, dass es dieses Jahr endlich wieder mit einer Teilnahme bei den internationalen Meisterschaften klappt.“ Über das Trainingslager war der 21-Jährige glücklich, da es ihm endlich mal wieder die Möglichkeit gab, mit gleichaltrigen U23-Canadierfahrern aus ganz Deutschland zu trainieren. Ebenfalls eine positive Bilanz zog der Junioren-Weltmeister von 2019 Jochen Wiehn. „Für mich war Belek richtig gut. Ich habe es dieses Jahr deutlich besser geschafft, die Trainingseinheiten besser zu dosieren, um das Trainingslager so besser durchzustehen.“ Neben dem Training stand für den Student des Bauingenieurwesens das Lernen im Vordergrund, weil er nun in den drei Wochen zwischen dem Trainingslager in Belek und dem nächsten in Sevilla einige Klausuren schreiben muss.

Bundesstützpunkt-Leiter Detlef Hofmann ist froh, seine Truppe ab nächster Woche wieder alle vereint in Karlsruhe zu haben. „Ich hoffe, dass wir diesen Wahnsinn jetzt bald hinter uns haben und endlich mal wieder in Ruhe planen und uns auf die Höhepunkte vorbereiten können. Das Trainingslager unter diesen Umständen war für alle trotzdem extrem wichtig, einfach um mal wieder rauszukommen und was anderes zu sehen.“