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Aktuelle Situation, Ziele und Hintergründe zum Judo-Bundesligastart des Budo Club Karlsruhe

Siegerfoto Meisterschaft 2021 Budo Club karlsruhe Foto: Marcel Sutter
Siegerfoto Meisterschaft 2021 Budo Club Karlsruhe Foto: Marcel Sutter

Karlsruhe (mia). Für die Judo-Kämpfer des Budo Clubs Karlsruhe startet am ersten Aprilwochenende die neue Saison. Die in der ersten Bundesliga startenden Frauen geht es zum Auftakt nach Bottrop zum JC 66 – die Zweitliga-Männer bestreiten den Heimkampf gegen den den ESV Ingolstadt. Im Pressegespräch erläuterten die Verantwortlichen des BCK die aktuelle Situation, Ziele und Hintergründe.

„Wir haben bei den Frauen und den Männern das Problem: Wir sind für die Zweite Bundesliga zu gut, aufgrund unseres Landesstützpunkts und der sehr guten Nachwuchsarbeit, und der Sprung in die Erste Liga ist zu groß – da können wir nicht Fuß fassen“, erklärt Nicole Saam, Präsidentin des Budo Clubs Karlsruhe vor dem Saisonstart am ersten April-Wochenende über die Judo-Bundesligateams des BCK.

BCK gegen Düsseldorf Foto; Patrick Broich
BCK gegen Düsseldorf Foto; Patrick Broich

Nachwuchsarbeit zählt

Priorität des Karlsruher Budo Clubs ist es, dem Nachwuchs eine Chance zu geben und vor allem Bundesliga-Erfahrung durch Kämpfe im Männer- bzw. Frauen-Judo zu ermöglichen. Daher ergibt für die Männer, die vergangene Saison als Meister der Zweiten Liga ihr Aufstiegsrecht nicht wahrgenommen hatten, aktuell nur die Zweite Liga Sinn.

„Mir ist es lieber in der Zweiten Liga zu bleiben, statt in der Ersten dauernd zu verlieren oder die ein, zwei Begegnungen, bei denen wir eine Chance hätten, alles auf eine Karte setzen müssen und gegen Topteams 13:1 von der Matte gefegt zu werden. Das würde dem Team keinen Spaß machen und dann haben wir auch nicht mehr die Möglichkeit unsere Jungen einzusetzen, sondern nur die Topleute“, erklärt Daniel Reimer vom Organisationsteam der Männermannschaft des BCK.

Das bestätigt auch Geschäftsführer und Stützpunktleiter Fabian Schley. „Der Block 2005 ist groß, da wir viele leistungsorientierte Jungs hatten, die alle erfolgreich sind. Für sie kommt Bundesliga noch zu früh, sie kämpfen immer noch Kadetten.“

Titelverteidigung

Klar sei das Ziel, auch in dieser Zweitliga-Saison an die „Leistung vom letzten Jahr anzuknüpfen“. „Unser ganz wichtiges Ziel ist, die Jungen zu integrieren, dass möglichst viele Bundesligaluft schnuppern können“, erklärt Reimer.

Für die neue Saison sind die Karlsruher Judoka „sehr gut aufgestellt“. Der Kader des BCK sei ähnlich stark wie vergangene Saison und zudem wurden die Nachwuchsjahrgänge von 2004/2005/2006 in den Kader aufgenommen. „Die werden natürlich auch ihre Chance bekommen, sich bei den Männern zu präsentieren.“

Der größte Konkurrent der Karlsruher wartet am 18. Juni mit den Isaarfigfhtern auf der Matte. „Das wird der entscheidende Kampftag, wer am Schluss den ersten, zweiten oder dritten Platz belegt“, sagt Fabian Schley.

Backnang vs Budo Club Karlsruhe Foto: Marcel Sutter
Backnang vs Budo Club Karlsruhe Foto: Marcel Sutter

Frauen-Bundesliga: Spaßbefreit mit nur vier Teams und ohne Absteiger

Auch für die Frauen-Mannschaft geht es am 2. April los. Zum Auftakt geht es für die Bundesliga-Frauen am 2. April nach Bottrop zum JC 66. Den ersten Heimkampftag bestreiten die Frauen am 14. Mai gegen die TSG Backnang. Da es lediglich vier Teams gibt, wird keine Mannschaft absteigen. Ein Rückzug ist nicht machbar, denn dann müssten die Karlsruher Frauen wieder ganz unten anfangen.

Auch für sie ist die Erste Liga ein hartes Geschäft. „Das ist ein Übergangsjahr. Der deutsche Judobund muss sich etwas überlegen für die Frauenliga. Denn eine Liga mit vier Teams ist spaßbefreit und sportlich nicht so sinnvoll“, erklärt Schley. Zwar hat der DJB nun mehr Spiele durch die Regelung von Hin- und Rückkämpfen aufgestellt, diese erhöhen jedoch auch die Kosten für die Karlsruher. Denn so gibt es mehr Auswärtsfahrten. Zudem findet in Bottrop nicht nur ein Auswärtskampf, sondern auch der finale Wettkampf statt – doppelte Fahrt für den BCK.

Sportlich so gut wie es geht kämpfen

„Unser Ziel ist es, so gut wie es geht zu kämpfen“, erklärt Jule-Marie Horn, die Mannschaftssprecherin der Frauen-Bundesligamannschaft. „Wir haben uns nochmal ein bisschen verstärkt durch Una Tuba aus Serbien (bis 78 kg) sowie Gioia Vetterli und deren Schwester Deli (bis 70 kg tendiert bis 78)“, so Horn.

Drei Abgänge schmerzen die BCK-Frauen jedoch sehr. Xenia und Sappho Coban haben ihre Kampfkarriere beendet. „Das tut uns sehr leid, aber wir stehen dem wohlwollend gegenüber, weil sie uns sehr sehr lange die Treue gehalten haben“, erklärt Präsidentin Nicole Saam. Auch Dewi de Vries hat die Karlsruher in Richtung Speyer verlassen. Sie ist nach Speyer gewechselt. Der Abgang der B-Kader-Athletin „tut weh“.

„Gute Mannschaft“

Backnang und Speyer sind Favoriten in der Liga. „Die sind relativ gut aufgestellt“, so Horn. „Wir kämpfen so gut es geht und sehen wie weit wir kommen.“ Der erste Kampftag wird schwierig, da der Kader durch Krankheiten und Verletzungen ausgedünnt ist. „Aber durch die Zugänge finde ich, haben wir eine ganz gute Mannschaft“, freut sich Horn.

„Wir können nur überraschen. Da geht es um jeden einzelnen Kampf“, erklärt Schley. Am Dilemma Unterschied Erste und Zweite Liga muss sich etwas ändern. „Viele Mannschaften scheuen den Aufstieg, weil der Sprung enorm ist.“ So haben viele Aufsteiger zurückgezogen oder nach einem Jahr abgemeldet. „Es ist demotivierend für die Sportler, wenn man jedes Mal in der Bundesliga 14:0 oder 13:1 von der Matte geht.“

Vorschlag an den DJB

Das mussten auch die BCK-Frauen erleben. „Wir kommen seither nicht mehr runter, wo wir vielleicht mal erfolgreicher wären als in der Ersten. Wir sind zu stark für die zweite Liga und eigentlich noch nicht stark genug für die erste Liga. Wenn die Erste Liga voll wäre, sehe es anders aus.“

So hat Schley dem DJB den Vorschlag unterbreitet die 22 Teams aus erster und zweiter Liga zusammenzulegen und eine Liga in drei Staffeln zu schaffen, die am Ende eine Art Playoffs um die Meisterschaft spielen. Was der Deutsche Judo Bund entscheidet bleibt abzuwarten.

Bis dahin gilt es die Liga-Kampftage so gut wie möglich zu bestreiten. „Beim ersten Kampftag am 2. April ist unser Ziel noch keine volle Halle, sondern eine gute Unterstützung und im Mai dann durchzustarten“, erklärt Vizepräsidentin Kerstin Wagner, dass es Auflagen vom Land und vom DJB gibt. Die Fans können den Kampftag nicht nur in der Halle sondern auch im Livestream Sportdeutschland TV verfolgen. „Der Eintritt ist frei, jeder der kommen will, kann kommen.“

Corona-Einbußen

Dass Corona dem Vollkontaktsport besonders in die Quere kam ist klar. Zudem gab es auch Einbußen in Sachen Sponsorengeldern. „Wir sind den Sponsoren dankbar, die uns die Treue gehalten haben. Aber wir haben auch aus der Gastronomie Sponsoren und die können das aktuell nicht leisten, weil sie selbst Probleme haben. Daher werden wir mit reduziertem Budget diese Saison bestreiten müssen,das kann man nicht schön reden“, so Wagner.

Auch trifft den BCK sehr, dass der Bundesligatopf der Stadt Karlsruhe eingestampft wurde. „Es war ein mittlerer vierstelliger Bereich als Unterstützung“, so Saam. „Wir sind dankbar, dass es ihn gab, aber es trifft uns. Es knirscht an allen Ecken und Enden, wir hatten Mitgliederzahlenrückgänge, die wir jetzt wieder kompensiert haben.“