KSC-MGV: Attentat, Genickschuss, aber zufriedene Mitglieder
Karlsruhe (mia). Worte wie Attentat, Genickschuss und Leiden deuten im Grunde nicht auf eine friedliche KSC-Mitgliederversammlung hin. Als die MGV zu Ende war, gingen die Mitglieder des Karlsruher SC dennoch recht schnell und zufrieden aus dem Saal in der Badnerlandhalle.
Kein Zündstoff, keine Diskussionen und keine großen Probleme waren aufgekommen und so hatten die 478 stimmberechtigten KSC-Mitglieder auch keinen Grund, noch länger in der Halle zu verweilen.
Die angekündigte Vorstellung von Helmut Sandrocks Erneuerungsplänen, die ehrenamtlichen Strukturen aufzubrechen und den Umbruch im Verein ins Rollen zu bringen, war nicht gekommen. Nach der Bilanz-Vorstellung, gab er lediglich einen Ausblick auf die Planzahlen des kommenden Jahres. Worte wie ehrenamtliche Strukturen und Erneuerungsprozess nahm er nicht in den Mund.
Dies übernahm sein Chef, KSC-Präsident Ingo Wellenreuther, der erklärte, wie sehr man sich freue, mit Sandrock einen Geschäftsführer verpflichtet zu haben, der das Präsidium, das ehrenamtlich und dennoch geschäftsführend tätig war, entlastet.
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Ausgliederung wenn das Stadion da ist
„Die Zusammenarbeit klappt hervorragend“, sagte der KSC-Präsident. Die Überlegung der Ausgliederung der Profiabteilung verschließe man sich selbstverständlich nicht und arbeite gemeinsam daran. Aktuell müsse man dafür allerdings noch Vorarbeiten leisten. Sinnvoll werde die Ausgliederung wohl erst sein, so Wellenreuther, wenn das neue Stadion steht und: „Ich bin weiterhin ein Verfechter der 50 + 1 Regelung.“
Keine Probleme hatte es für Präsidium und Verwaltungsrat gegeben, nachdem man die Gewinn und Verlustrechnung des abgelaufenen KSC-Jahres vorgestellt hatte, die Jahresberichte des Präsidiums und des Verwaltungsrates gehört hatte, entlastete man beide. Das relativ geringe Minus von nur 109.000 Euro, das trotz der Mindereinnahmen in den TV-Erlösen von rund 10 Millionen Euro zustande gekommen war, freute die Mitglieder.
KSC-Präsident Wellenreuther bezeichnete das Delta der TV-Einnahmen zwischen der Zweiten und Dritten Liga als „Genickschuss“ oder sogar „Attentat“ für den Verein. Dennoch habe sich der KSC berappelt. Man blicke nach vorne und wolle gemeinsam eine bessere Zukunft des Vereins gestalten.
Verantwortung für die Fehler
KSC-Sportdirektor Oliver Kreuzer kam die wohl undankbarste Aufgabe des Abends zu. Er sollte über die aktuelle sportliche Situation sowie die der abgelaufenen Saison berichten. Zwar hatte er den KSC erst Mitte der letzten Saison übernommen, aber für die dann gemachten Fehler übernahm er die Verantwortung.
Man dürfe sich nicht nur feiern lassen im Erfolgsfall, sondern müsse auch im Misserfolg Flagge zeigen und sich zu seiner Schuld bekennen, erklärte er. Dies tat KSC-Präsident Wellenreuther, auch stellvertretend für seine Vizepräsidenten ebenso und erklärte: „In der Saison 16/17 sind viele Fehler gemacht und viele falsche Entscheidungen getroffen worden. Das gilt auch für uns als Präsidium und weil das so ist, möchte ich mich auch stellvertretend für meine beiden Vizepräsidenten bei ihnen entschuldigen.“
Besserungsscheine
Die Mitglieder schienen zufrieden und hatten auch keinerlei Fragen mehr zum Antrag, der die Frage nach „Abhängigkeiten, Unstimmigkeiten im Verein sowie die Überlebensfähigkeit“ des Vereins aufwarf. Diese Fragen hatte Sandrock versucht zuvor in seinem Bericht zu beantworten.
Es gebe Besserungsscheine in Höhe von 6,7 Millionen Euro durch Einzelpersonen, Institutionen und Firmen. Wenn es eine positive Geschäftsentwicklung gebe, würde man die Summen zurückzahlen. „Die Besserungsscheine sind keine Bedrohung, sondern eine Hilfe“, so Sandrock. Sie seien notwendig gewesen, so Sandrock, da man Auflagen in Sachen Bilanz-Ergebnis hatte und ein Verstoß und Bestrafung gedroht hätte.
Auch ein weiteres Jahr Dritte Liga sei für den KSC nicht der finanzielle Untergang, erklärten die Verantwortlichen weiter. Man könne sie auch 2017/18 finanzieren, auch wenn man noch hoffe, dies nicht tun zu müssen und aufzusteigen. So konnte man die Bedenken der anwesenden Mitglieder ausräumen und entließ sie nach etwas mehr als zwei Stunden aus der Halle.