Gesine Ragwitz überrascht mit zwei U23 WM-Einermedaillen
Auronzo (MaT). Es waren die Weltmeisterschaften von Gesine Ragwitz. Mit ihrem dritten Platz im Einerkajak über 500 Meter ist sie am Abschlusstag sogar die erste Rheinschwester, die auf dieser Strecke bei einer U23 Weltmeisterschaft eine Einermedaille gewinnen konnte. Sowohl über diese olympische Distanz, als auch über das neue 5.000 Meter Format überzeugte sie mit Bronze.
Bereits am ersten Finaltag durften sich die Rheinbrüder über die Vizeweltmeistertitel von Katharina Nikolay und Ragwitz im Viererkajak der Juniorinnen und der U23 Damen freuen. Nur wenige Zentimeter fehlten zudem drei Mal, um weiteres Edelmetall mit nach Hause zu nehmen. Tim Bechtold (C2 1.000m) und Jette Brucker (K1 200m / K2 500m) überquerten jeweils als vierte in einem Weltklassefeld die Ziellinie.
Es war einer der ersten Wettkämpfe am Abschlusstag der Junioren und U23 Weltmeisterschaften. Um 9:21 Uhr fiel der Startschuss für das U23 Damen-Kajak-Finale. Bereits mit ihren Vor- und Semifinalsiegen ließ die Rheinschwester Ragwitz aufhorchen und sicherte sich souverän einen Finalstartplatz in der Mitte des Feldes. Direkt neben ihr lag die spätere Siegerin Zsoka Csikos (Ungarn), eine Bahn daneben die zweitplatzierte Yoana Georgieva aus Bulgarien. In der ersten Rennhälfte sah es noch nicht ganz nach einem Podiumsplatz aus. Dies lag allerdings ausschließlich an der Tatsache, dass sich die 19-Jährige nicht von den anderen verrücktmachen ließ. „Es ist bei mir immer so, dass die anderen am Anfang etwas wegfahren, deshalb habe ich darauf geachtet, dass sie nicht zu weit weg sind.“
Auf den letzten 200 Metern arbeitete sie Stück für Stück an der Medaille. Von außen sah man wie sie nochmals richtig Druck ans Blatt brachte und die letzten 100 Meter beschrieb Gesine nach dem Rennen so: „Da dachte ich, jetzt einfach nochmals alles zeigen und das hat dann geklappt.“ Dass sie mit ihrem Rennen sogar auf den Bronzerang fährt, damit hatte die KIT-Studentin nicht gerechnet. „Ich wollte eigentlich gerne ins Finale kommen. An mehr hatte ich nicht gedacht.“
Nach dem Bronze-Coup stand für sie dann noch das abschließenden 5.000 Meterrennen an. Trainiert hatte sie für diesen Wettkampf, in dem sie auch fünf Laufportage mit dem Boot bewältigen musste, nicht. Aber auch hier war die Allrounderin aus dem Rheinhafen von Anfang an in der Spitzengruppe dabei. Schnell bildete sie eine Führungstrio mit der Ungarin sowie die Argentinierin. Wie tückisch die Laufstücke sind, zeigte sich bereits an der ersten Portage. Während Ragwitz ihrer Unerfahrenheit Tribut zollen musste, setzen sich die beiden Marathonspezialistinnen ab und die Karlsruherin fuhr alleine auf der dritten Position. In der nächsten Runde schloss die Marathonspezialistin aus Holland zu Ragwitz auf. In den nächsten beiden Protagen zeigte sich die Routine der Niederländerin auf den Laufstrecken, indem sie sich absetzen konnte. Doch auf der letzten Laufportage erwischte es dann das Steuer der Argentinierin, die daraufhin das Rennen mit Steuerschaden beenden musste. Für Gesine war damit die zweite Einermedaille an einem Tag sicher.
U23-Fahrer Bechtold entschied nach seinem hervorragenden vierten Platz im Zweiercanadier über 1.000 Meter und dem beachtenswerten siebten Platz über die olympischen 500 Meter, die Weltmeisterschaft vorzeitig zu beenden. Bereits vor der Anreise zog er sich im Training eine Schulterverletzung zu, mit deren Schmerzen er auch in Auronzo kämpfte. „Am Ende hat die Vernunft gesiegt. Ich will auch noch die EM in ein paar Wochen fahren.“ Begründete Bechtold die Absage seines Langstreckenrennens.
Mit einem Dauerstrahlen saß Katharina Nikolay an der Strecke. Sie hatte am ersten Finaltag gemeinsam mit Leni Kliment (Langenprozelten), Nele Reinwardt (Dresden) und Kim Albrecht (Neubrandenburg) in beeindruckender Weise den Vize-Weltmeistertitel hinter Ungarn und vor den Lokalmatadorinnen aus Italien gewonnen. Als erstjährige Juniorin kann sie im kommenden Jahr erneut bei den Junioren-Weltmeisterschaften antreten.
Bereits zum dritten Mal bei einer Junioren-Weltmeisterschaft ging Jette Brucker an den Start. Diesmal jedoch nicht wie in den beiden Vorjahren im Vierer sondern im Einerkajak über 200 Meter und im Zweierkajak über 500 Meter. Auf dem Gebirgssee in den Dolomiten lieferte sie eines ihrer besten Einerkajak-Sprint-Rennen ihrer Karriere ab. Die Eliteschülerin des Jahres in Karlsruhe flog mit der Konkurrenz regelrecht über die 200 Meter. Am Ende waren es bei ihr nur wenige Zehntel, die ihr den undankbaren vierten Platz brachte. Diese Erfahrung gleich zweimal auf einer WM machen zu müssen, darauf hätte die 18-Jährige gerne verzichtet aber im Zweierkajak mit Finja Hermanussen (Hannover) musste sie sich den starken Booten aus Lettland, Ungarn und Italien geschlagen geben. Trotzdem kann sie zurecht mit Stolz auf die WM zurückblicken: „Klar sind vierte Plätze ärgerlich, aber ich bin trotzdem zufrieden, denn die Rennen sind gut gelaufen und ich habe meine Ziele auf jeden Fall erreicht.“
Ihr Vereinskamerad Vince Varallyai haderte noch ein bisschen mehr mit dem Verlauf seines Vierercanadier Finals bei den Junioren über 500 Meter. „Wir sind auf der Strecke irgendwie auseinandergefallen!“, kommentierte der Schlagmann des deutschen Teams, das Rennen, welches sie auf dem acht Platz beendeten. In zweieinhalb Wochen haben Ragwitz, Brucker, Bechtold und Nikolay bereits die nächste Gelegenheit sich international zu beweisen. Dann stehen die Junioren und U23 Europameisterschaften im portugiesischen Montemor o`Vehlo an. Bis dahin sollen sie sich nach Auskunft von Bundesstützpunkleiter Detlef Hofmann erstmal erholen. Sehr zufrieden mit seinen Schützlingen bilanzierte es: „Alle fünf haben ihre Leistung auf den Punkt abrufen können, das war das Ziel.