Karlsruher SC

KSC bis an die „Schmerzgrenze“ bei der Stadionrefinanzierung beteiligen

Karlsruhe (mia). Es gäbe nun „keine brennenden Neuigkeiten“ in Sachen Wildparkstadion und Pächter KSC, erklärte Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup beim Pressegespräch zum Stadion. Vielmehr wollte er Informationen zu Verantwortlichkeiten der Stadt und des Karlsruher SC und wirtschaftlichen Rahmendaten geben.

Denn das Stadion werde nach der Übergabe Ende des vergangenen Jahres vom KSC als Pächter betrieben. Gemeinsam mit Torsten Dollinger, Leiter der Stadtkämmerei, erläuterte er das Vertragskonstrukt, Zahlen und die immer wieder auftauchende Frage nach der Refinanzierung des BBBank Wildparks.

Nach 52 Jahren zurückbezahlt?

Dass diese Refinanzierung durch Pacht wie ursprünglich angedacht nach 33 Jahren stattfinde, sei eher nicht der Fall. Die gestiegenen Kosten eingerechnet, komme man auf eine theoretische Refinanzierung nach 52 Jahren.

Das Vertragskonstrukt ist auf 20 Jahre festgelegt, dann werden sich KSC und Stadt erneut zusammensetzen und darüber neu verhandeln. Je nachdem wie sich die Entwicklung des KSC darstelle, so Mentrup, „haben wir ein gute Recht zu sagen, eigentlich haben wir uns die Refinanzierung früher vorgestellt, wie können wir uns neu aufstellen?“ Die Krux an allem sei, dass die wirtschaftliche Situation des KSC von dem sportlichen Erfolg abhängig sei. Daher mache es keine Sinn, eine genau Ansage zu treffen, wann die Refinanzierung stattfinde.

Schmerzgrenze für den KSC

Man habe im Vertrag die Balance gesucht, was sich der KSC zutraue und was „müssen wir ihm zumuten, dass wir nicht den Eindruck verstärken, wir verschenken was“.

Ein größtmögliches Risiko sei bei der Betriebsgesellschaft und nicht mehr bei der Stadt. Die Betriebsgesellschaft lasse sich auf „ganz schöne Zahlen“ ein, so Mentrup.

„Wir haben eine Betriebsgesellschaft die uns nicht sagt, die Konstruktion ist nicht zu händeln“, so gelte das Konstrukt seit Mitte Dezember.

„Ich glaube, dass bei der Grundpacht B und der Instandhaltungspauschale der KSC dabei schon ziemlich an seine Schmerzgrenze gegangen ist.“ Je nachdem wie die Situation ist, werde dies den KSC wirtschaftlich belasten, so Mentrup.

„Ich fand es schon mutig vom Verein, sich auf eine jährliche Zahlung von 800.000 Euro einzulassen. Auf anderen Seite brauchten wir das als Absicherung.“

Betriebsgesellschaft ist unser Vertragspartner. In die Betriebsgesellschaft fließen gewisse Positionen ein vom KSC, so Dollinger. Dann werde die Pacht davon bezahlt, und danach gäbe es einen Gewinnabführungsvertrag an die KSC KGaA. Insofern hat die Stadt hier einen Puffer eingebaut. „Wir lassen auch nicht mit uns sprechen, dass hier etwas verschmolzen werden kann. Sodass wir weitestgehend unsere Pacht auch erhalten und die anderen Kosten“., so der Stadtkämmerer. Somit werde erst die Stadt bedient, dann die KgaA.

Es ist ein vielfacher Kompromiss, so Mentrup, dass die Stadt den KSC „bis an die Schmerzgrenze an der Refinanzierung beteiligen“ müsse, „weil es grundsätzlich nicht unser Job ist ein Fußballstadion zu machen.

„Leidiges“ Thema: Der Rasen

Ein Neubau sei damals auch die Variante gewesen, nicht nur die wirtschaftliche Grundlage mit dem Vertrag für den KSC zu erarbeiten, sondern auch die Stadt von einer Reihe an Aufgaben zu entbinden.

War die Stadt bisher für Instandhaltung, Wartung, Erneuerung, Verkehrssicherungspflicht, Reinigung, Betrieb und das „leidige Thema Spielfeld“ zuständig, ist nun nach der Übergabe des neuen Stadions der KSC als Pächter für alles bis auf die Wartung, Instandhaltung und Erneuerung zuständig.

Partner KSC Betriebsgesellschaft Stadion mbH

Erneuerung, Wartung und Instandhaltung wollte die Stadt bei sich behalten. „Den Daumen drauf halten“, dass die Substanz erhalten bleibt, erklärt der Oberbürgermeister . Kosten für die Instandhaltung übernimmt jedoch wie üblich der Mieter. Partner der Stadt ist hierbei die KSC Betriebsgesellschaft Stadion mbH.

All das sollte in die Finanzkonstruktion einfließen, die dem Verein „die Überlebensfähigkeit sichert“ und der Stadt die Möglichkeit gäbe zu partizipieren, wenn es laufe.

Zahlenwerk – Grundpacht und Beteiligungen

Der KSC muss jährlich eine Grundpacht A zahlen – für die Vermietung der Geschäftsstelle des KSC sind dies 134.460 Euro. Hier gibt es eine jährliche Steigerungsrate. Hinzu kommt die Grundpacht B für das Stadion. Diese ist ligaabhängig und beträgt aktuell 2.132.148 Euro, darin sind inklusive die Erhöhung durch die Finanzierung von Sonderwünschen des KSC in Höhe von 2,29 Mio Euro.

Für die Instandhaltung berechnet die Stadt dem KSC 240Teuro, ab dem sechsten Jahr 800Teuro. Dem KSC war wichtig, so Mentrup, dass er nicht am Anfang gleich so hohe Kosten habe.

Stadt bekommt Beteiligung bei Tickets ab 18.500

Auch bei den Ticketverkäufen bekommt die Stadt eine Umsatzbeteiligung bei Verkäufen pro Spieltag über 18.500 Tickets -ohne Hospitality Beteiligung für die Stadt.

Zudem baut der KSC eine 3,75 Mio Euro hohe Mietkaution ab dem 5. Pachtjahr auf. Auch die Besserungsscheine in Höhe von 1,9 Mio Euro werden abgebaut.

Auch eine Aufstiegsprämie in Höhe von 500.000 Euro bekommt die Stadt für den Fall der Fälle. Insofern wäre jedem geholfen, stiege der KSC irgendwann auf.