Sieg gegen den Tabellenführer – LIONS-Comeback bringt Europahalle zum Beben
Karlsruhe (psk). Die PS Karlsruhe LIONS haben dem bisherigen Spitzenreiter der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA am 5. Spieltag die erste Saisonniederlage zugefügt. Vor frenetisch feiernden 2.200 Fans in der heimischen Europahalle hatten die Badener am 19. Oktober gegen die Artland Dragons einen mehr als durchwachsenen Start erwischt und lagen zur Mitte des zweiten Viertels bereits mit 16 Punkten zurück. Doch noch vor der Halbzeitpause berappelte sich die Mannschaft des amtierenden Meisters und zeigte von diesem Zeitpunkt an ein anderes Gesicht. Gekrönt wurde die bislang beste Saisonleistung Karlsruhes von einem überraschend klaren 87:72-Erfolg, dem zweiten in der laufenden Spielzeit.
Die ungeschlagen angereisten Dragons bewiesen bereits in der Anfangsphase ihre Gefährlichkeit. Während die LIONS viel investierten, aber viel zu wenig aus ihren durchaus guten Ansätzen machten, nutze das Team aus dem Niedersächsischen Quakenbrück die Naivität der Gastgeber in der Defense eiskalt aus und hätte sich bereits früh klar absetzen können. Allein einige Distanztreffer, welche die ansonsten äußerst bescheidene Chanchenverwertung aufbesserten, ermöglichten es den Hausherren, einigermaßen den Anschluss zu halten. Über den 16:24-Rückstand nach dem ersten Viertel konnte sich in Karlsruhe angesichts des Leistungsunterschieds niemand beschweren. Und auch im folgenden Abschnitt drückten die Gäste der Partie ihren Stempel auf – zunächst. Denn nachdem fast alles auf einen weiterhin einseitigen Spielverlauf hindeutete und man in der 15. Minute bereits mit 20:36 zurücklag, markierte ein Dreier von Kapitän Julian Albus den Beginn einer Aufholjagd, die zur Grundlage für die spätere Wende in der Begegnung wurde. Denn plötzlich waren alle auf ihrem Posten, hatten kreative Ideen und konnten sich auch durchsetzen. Der Ruck, der durch die Mannschaft zu gehen schien, wurde vom Publikum unmittelbar aufgenommen. Die gesamte Europahalle peitschte das Karlsrudel an. So kam ein 15:2-Run zustande, der die LIONS zwei Minuten vor dem Gang in die Kabinen bis auf drei Punkte an den Gegner heranbrachte, bevor die Dragons noch ein paar gute Aktionen hatten und ihren Vorsprung fast wieder in den zweistelligen Bereich ausbauen konnten. Ein weiterer Distanztreffer, diesmal von Lachlan „Lucky“ Dent, sorgte für den 38:44-Halbzeitstand. Nach dem Seitenwechsel sahen die Zuschauer im „Löwenkäfig“ einen offenen Schlagabtausch auf Augenhöhe. Doch der Tabellenführer schien seine Schwächephase überwunden zu haben und den Vorsprung verwalten zu können. Die Partie verflachte keineswegs, war nun aber arm an Treffern – bis Karlsruhe mit einem 11:2-Lauf zwischen der 27. und der 29. Minute das Spiel plötzlich zum 51:51 ausgeglichen hatte. Auch wenn sich die Dragons kurz darauf die Führung zurückholten, zweifelte wohl niemand der Beteiligten daran, dass Angesichts eines Spielstands von 53:54 zu Beginn des letzten Viertels nun alles möglich sein würde. Dass es aber so deutlich werden würde, damit hatte wohl keiner gerechnet. Zunächst eroberten die Hausherren erstmals seit der ersten Minute die Führung und hatten damit die Partie gedreht. Die Gäste ließen aber immer noch ihre Gefährlichkeit aufblitzen, wenngleich nun seltener. So kam es, dass die LIONS etwa zur Mitte des Spielabschnitts einen erneuten Lauf – diesmal von 9:1 – hatten und gut vier Minuten vor dem Ende plötzlich mit 71:62 vorn lagen. In der Europahalle hielt es zu diesem Zeitpunkt niemand mehr auf seinem Sitz. Das Momentum sollte nicht mehr wechseln, obwohl noch genügend Spielzeit verblieben wäre. Zu bestimmend trat Karlsruhe nun auf und bot dem Publikum weiterhin etwas fürs Auge. Präzise Distanztreffer sicherten den Erfolg ab und in der Schlussminute sorgte Dennis Tunstall mit gleich zwei Alley oop Dunks – nach Assist von Lachlan Dent beziehungsweise von Lukas Herzog – für die abschließenden Highlights der Begegnung.
Auch wenn sich die gesamte Mannschaft um den Erfolg verdient gemacht hatte, so ragte gegen die Dragons der mit 1,80 Meter kleinste Löwe heraus. Point Guard O´Showen Williams, der zu Saisonbeginn noch angeschlagen war und in den zurückliegenden Spielen nicht seine gewohnte Leistung zeigen konnte, war mit 23 Zählern nicht nur Topscorer. Mit neun Assists verpasste er nur knapp ein Double Double und seine zusätzlichen acht Steals markieren einen außergewöhnlichen Wert. Zweistellig punkten konnten auch Lukas Herzog (18), Dennis Tunstall (15) und Julian Albus (10). Nun gilt es für die LIONS, das gewonnenen Selbstvertrauen mit in das nächste Auswärtsspiel zu nehmen. Am 26. Oktober wird das Team bei den EPG Guardians Koblenz erwartet und hat dort die Möglichkeit, mit dem dritten Saisonsieg seine Bilanz auszugleichen.