Fußball

Baden-Württembergs Fußballverbände zum Thema Mikroplastik

Karlsruhe (bfv). Die baden-württembergischen Fußballverbände setzen sich in der aktuellen Diskussion rund um das Thema Mikroplastik in Kunstrasenspielfeldern klar für die Belange der 3.081 Fußballvereine des Landes und deren gut eine Million Mitglieder ein. Im Dialog mit Politik, Wissenschaft und Wirtschaft fordern wir eine fundierte Aufarbeitung der aktuellen Situation sowie Bestandsschutz und angemessene Übergangsregelungen für die rund 700 sich bereits im Betrieb befindenden baden-württembergischen Kunstrasenplätze, die von einem möglichen Verbot von Plastik-Einstreumaterial betroffen sein könnten.

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Nach einem Vorschlag der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), der im März 2019 bei der Europäischen Kommission vorgelegt wurde, soll die Verwendung von Produkten, denen bewusst Mikroplastik zugesetzt wird, deutlich eingeschränkt werden. Insbesondere empfiehlt die ECHA, künftig Kunststoffgranulate zur Verwendung in Kunststoffrasensystemen zu verbieten. Dies würde in Deutschland rund 5.000 Kunstrasenplätze betreffen, die mit dem entsprechenden Granulat befüllt sind.

Die Regierungsfraktionen von GRÜNE und CDU haben daraufhin mit einer Mehrheit im Umweltausschuss beschlossen, dass es keine Zuschüsse des Landes mehr für mit Kunststoffgranulat verfüllte Kunstrasenplätze geben soll. „Faktisch bedeutet dies, dass im Moment keine neuen Bauprojekte in Angriff genommen werden können. Das hat zu Verunsicherung und Unverständnis bei uns und unseren Fußballvereinen geführt, zumal es derzeit keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum tatsächlichen Austrag bei Kunstrasenplätzen der neuesten Generation mit optionalen Rückhaltesystemen gibt“, betont Ronny Zimmermann, Präsident des Badischen Fußballverbandes. Darüber hinaus hat im Rahmen der Entscheidung offensichtlich nicht hinreichend Berücksichtigung gefunden, welche gesellschaftliche Bedeutung der Breitensport hat. „Wir hätten uns hier eine frühere Einbindung in die Diskussion gewünscht, um darlegen zu können, dass neben Aspekten des Umwelt- und Gesundheitsschutzes auch die konkreten Folgen für das Vereinsleben berücksichtigt werden müssen. Vereine brauchen hier Sicherheit, mindestens für vorgesehene Nutzungsdauer der Plätze von rund 15 Jahren, unabhängig von einer Übergansfrist“, so Thomas Schmidt, Präsident des Südbadischen Fußballverbandes. Insbesondere im verdichteten städtischen Raum sowie in den Hochlagen des Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb sind Kunstrasenplätzen alternativlos, um regelmäßig und ganzjährig Fußball spielen zu können.

Hinzu kommt, dass sich die bisherigen Studien teilweise auf falsche Annahmen stützen, jedenfalls soweit das Land Baden-Württemberg betroffen ist. „Dass Umweltbelastungen durch Sportstätten auf ein Mindestmaß reduziert werden müssen, ist auch ein Anliegen der Fußball-verbände. Die Belastung durch Mikroplastik wird im Zusammenhang mit dem Sport jedoch völlig überproportional dargestellt“, sagt Matthias Schöck, Präsident des Württembergischen Fußballverbandes. Die Studie des Fraunhofer Instituts zu Mikroplastik unterstellt, dass jährlich in Deutschland 8.000 bis 11.000 Tonnen Granulat von Kunstrasenplätzen in die Umwelt ausgetragen werden. Inzwischen räumt Fraunhofer aber ein, dass die Zahlen auf Schätzungen und Annahmen beruhen, die nicht die in Deutschland gültigen Normen und Bauarten zugrunde legen und man deshalb eine neue Studie in Angriff nimmt. Der Marktführer in Sachen Kunstrasen Polytan geht von etwa einem Zehntel der publizierten Mengen aus und kann diese durch Erfahrungen aus der Praxis belegen. Die entsprechende Einschätzung wird auch vom Sportamt der Landeshauptstadt Stuttgart geteilt. Dort gibt es Erfahrungswerte, wonach die Nachfüllmenge an Kunststoffgranulat ca. 30-40 Kg pro Platz und Jahr beträgt.

Die Fußballverbände werden sich auch weiterhin konstruktiv an der Aufarbeitung der Fakten sowie an der Diskussion beteiligen sowie sich für umweltorientierte Lösungen einsetzen, die weder den Fußballbetrieb beeinträchtigen noch die Vereine in Baden-Württemberg finanziell überfordern. Aktuell ist aber auch festzuhalten, dass die diskutierten Alternativen – z.B. in Form von kork-, sand- oder unverfüllten Kunstrasenplätzen – bisher nicht ausreichend erprobt sind. Weder gibt es gesicherte Erkenntnisse darüber, ob diese tatsächlich umweltschonender sind, noch ist hinreichend untersucht, wie sich diese auf die Gesundheit der Spieler auswirken.