Interview zum KSC-Buch – Scholl sagte ab
Karlsruhe (mia). 50 „alte Recken“ des Karlsruher SC, darunter KSC-Spieler Michael Harforth, Horst Saida, Rolf Dohmen oder Bundestrainer Jogi Löw erzählen im BNN-Buch „Im Wildpark unvergessen“ von ihren Erlebnissen beim KSC.
Was die Idee hinter dem Buch ist, die beeindruckendsten Begegnungen oder das Bewegendste bei der Recherche war, erzählt René Dankert, Sportchef der BNN und einer der Autoren, im Interview.
Wie sind die Badischen Neuesten Nachrichten auf die Idee gekommen?
Dankert: Die Idee zur Serie, die dann in unserer Druckausgabe seit Spätsommer 2013 in 50 Teilen lief, entstand im Kontext des 50-jährigen Bestehens der Bundesliga. Die Möglichkeit einer spätere Aufbereitung der Portraits in Buchform wurde vor dem Start verlagsintern andiskutiert. Wie sich bald zeigte, fand die Serie unter unseren Lesern großen Anklang. Die Anzahl positiver Reaktionen, die wir in der Sportredaktion gerne entgegen nahmen, war beachtlich. Einige Anrufer und Mail-Schreiber fragten gar von sich aus nach, ob eine spätere Veröffentlichung im Buchformat geplant sei.
Was war die überraschendste Begegnung, die Sie mit den Spielern hatten?
Dankert: Große Überraschungen im wörtlichen Sinne gab es natürlich nicht. Wir haben Sie ja gezielt angesprochen, weil wir mit Ihnen über Ihre Zeit beim KSC sprechen wollten. Überraschend war, dass mit wenigen Ausnahmen alle „Legenden“ sehr offen und auskunftsfreudig waren. Das war sehr wertvoll auf dem Weg zum vorliegenden Resultat. Sogar Bundestrainer Joachim Löw nahm sich Zeit für uns. Überraschend war daneben, dass Mehmet Scholl absagte. Offenbar hat er einige für ihn verletzende Momente, die er am Ende seiner Zeit beim KSC und danach im Wildpark erlebte, bis heute nicht verwunden. Er wolle, wie er uns mitteilte, mit dem KSC und seinen Fans nicht mehr in Verbindung gebracht werden.
Was war die bewegendste Geschichte ?
Dankert: Bewegend war die Art und Weise, wie viele Vertreter der 60er-Generation auf ihre Jahre im Profifußball zurückblicken. Die meisten tun es mit einer Portion Demut und ohne Neid. Ich hatte bei meinen Begegnungen mit Gustav Witlatschil oder Heinz Ruppenstein nicht das Gefühl, dass es sie reuen könnte, ein halbes Jahrhundert zu früh auf die Welt gekommen zu sein. 1963 durfte ein Bundesligaprofi maximal 1200 Mark verdienen. Die meisten versahen halbtags noch einen bürgerlichen Job. Berührend war auch der Besuch bei Emanuel Günther, in den 1980ern ja einer der größten Stars beim KSC und bis heute Rekordtorschütze des Vereins: Er beflockt Trikots in einer Lagerhalle, macht sich nichts aus seinem früheren Ruhm und doch merkt man ihm an, dass das aus seiner Sicht unverdiente Ende seiner Karriere beim KSC und so manche andere Episode im Profifußballs bei ihm Spuren hinterlassen haben.
Waren alle Spieler gut zu „finden“ und musste man den einen oder anderen vielleicht überreden ?
Dankert: Eine ganze Reihe der porträtierten Spieler sind ja noch in unserem Blickfeld. Sei es, dass Sie aus der Region nie weggezogen, im Verein noch tätig oder in der Branche als Trainer oder Sportdirektor irgendwo verhaftet geblieben sind. Kontaktversuche scheiterten nur in den Fällen von Slaven Bilic und Michael Tarnat. Scholl wollte nicht. Und Thomas Häßler hat die Anfrage behandelt wie er das in der Vergangenheit des öfteren schon tat: Er sagte zu. Wir machten Termine aus. Dann war er nicht erreichbar. Das war natürlich schade.
Haben sich auch schon Spieler gemeldet und beklagt, dass sie nicht drin sind im Buch?
Dankert: Nein, bei uns direkt noch nicht, aber ich bin froh, dass Sie mich das fragen. Natürlich sind wir uns dessen bewusst, dass der eine oder andere vielleicht enttäuscht darüber ist, nicht im Buch vertreten zu sein. 50 von 221 Erstligaspielern – das beinhaltet zwangsläufig, dass mancher außen vor bleiben musste, der es verdient gehabt hätte. Otto Geisert oder etwa Willi Dürrschnabel, fallen mir ein. Raimund Krauth, Uwe Dittus, Rainer Krieg, Wolfgang Trapp….die Reihe ließe sich noch um einige Name verlängern.
Es gibt ja sicher auch noch mehr interessante Spieler und Geschichten. Ist eine Fortsetzung geplant?
Dankert: Sicher, die gäbe es. Jetzt sind wir aber erst einmal froh, dass wir den KSC-Fans und Fußballinteressierten „Im Wildpark unvergessen“ anbieten können. Eine Fortsetzung des Titels ist nicht geplant, auch drängt sich eine solche in der jetzt vorgelegten Machart aus meiner Sicht nicht auf. Aber das Thema KSC wird uns natürlich weiter stark am Herzen liegen. Und wer weiß schon, was daraus noch entstehen kann.
Vielen Dank für das Interview, Herr Dankert.
Wessen Interesse nun geweckt ist, das Buch über die „Helden“ vom KSC zu lesen, kann es im KSC-Fanshop sowie in den BNN Geschäftsstellen erwerben. Auch wer die Serie der Portraits aus den Badischen Neuesten Nachrichten kennt, findet im Buch ganz neuen, ausführlicheren Lesestoff zum Schmökern, Schmunzeln und Erinnern.