Rheinbrüder: Sehr gute Teamleistung bei erster nationaler Qualifikation
Karlsruhe (MaT). Am Osterwochenende traf sich die nationale Spitze im Kanurennsport auf der Wedau in Duisburg, um den ersten Teil der nationalen Qualifikation für die Nationalteams auszutragen. Bei Temperaturen im einstelligen Bereich und Dauerregen am Freitag und dichter Nebel am Samstag, hatten die Kanutinnen und Kanuten der Rheinbrüder Karlsruhe nicht nur mit der Konkurrenz auf dem Wasser zu kämpfen.
In der Leistungsklasse gelang es Katinka Hofmann, Sarah Brüßler, Gesine Ragwitz und Tim Bechtold sich für die abschließenden Wettkämpfe Ende April bestens zu positionieren.Dabei kehrte Sarah Brüßler wiedererstarkt auf die nationale Kanubühne zurück. Nachdem sie auf ihrer vermeintlich schlechtesten Distanz, dem Sprint über 250 Meter, zum Auftakt achte wurde, war für die Olympiaelfte von Tokio klar, dass sie ein Wörtchen mitreden kann. Beim ersten Wettkampf über die olympische 500 Meter schob sie ihre Bootsspitze als Siebte über die Ziellinie. Bei diesem Finale hatte ihre Vereinskameradin Katinka Hofmann die größeren Kraftreserven und platzierte sich zwei Ränge vor Brüßler. Wenige Stunden später hatten sich beide erneut für das A-Finale qualifiziert, dieses Mal gelang Brüßler an ihrem 29. Geburtstag den Sprung auf den vierten Platz, während ihre Trainingspartnerin das Rennen auf dem siebten Platz beendete.
Nach dem zweiten 500-Meterrennen, welches sie etwas zu defensiv anging, meinte die 24-Jährige trotzdem glücklich: „Mehr ging jetzt einfach nicht mehr. Das waren harte Rennen.“In beiden Finals gingen die ersten Plätze an die amtierenden Vize-Weltmeisterinnen im Zweierkajak Jule Hake (Lünen) und Paulina Paszek (Hannover), gefolgt von der WM-Achten des Vorjahres Lena Röhlings (Berlin). In der Addition alle Rennen liegt Sarah Brüßler derzeit auf dem vierten Ranglistenplatz, Katinka Hofmann reiht sich auf einem geteilten sechsten Platz ein. Im Kampf um einen Startplatz für die Heim-WM mussten die Rheinbrüder jedoch auch einen Rückschlag verkraften. Sophie Koch, die über die Vorbereitung immer wieder durch Erkrankungen ausgebremst war, aber zuletzt eine aufsteigende Form zeigte, platzierte sich über 250 und 500 Meter jeweils nur auf dem sechsten Rang.
Am Ende musste die Vize-Weltmeisterin des vergangenen Jahres, die Regatta krankheitsbedingt und sichtlich geknickt abbrechen: „Es tut gerade unheimlich weh, weil das Training die letzten Wochen einfach super lief, vor allem diese Woche und dann kommt so was.“
Freud und Leid liegen bei so einem Qualifikationswochenende immer sehr nah zusammen und während Sophie Koch ihre Sachen packte, stand Tim Bechtold mit einem Dauergrinsen an der Regattastrecke und feuerte den Kanu-Nachwuchs an. „Ich denke, mein Training mit den Leistungsklasse Kajakdamen seit Herbst 2022 hat mich einfach anders herausgefordert und das hat mir hier heute geholfen.“, resümierte der 21-Jährige der sich zuvor mit einem bemerkenswerten siebten (250 Meter) und achten (500 Meter) Platz, direkt hinter den A-Nationalteamgrößen einreihte und damit nach der Halbzeit die U23-Rangliste anführt.
Ähnlich zufrieden mit sich und ihren Leistungen war Gesine Ragwitz. In ihrem zweiten U23 Jahr, entschied sie das erste 500 Meter B-Finale für sich und musste beim zweiten nur der WM-Achten von 2022 Caroline Arft (Essen) den Vortritt lassen. Lediglich beim achten Platz im B-Finale über 250 Meter verkaufte sich die 20-Jährige etwas unter Wert. Unterm Strich hat sie sich jedoch eine sehr gute Ausgangslager für die abschließende Wettkämpfe gesichert und liegt voll auf U23-Nationalteam-Kurs.
Die Junioren mussten an dem ersten Wettkampfwochenende nur an einem Tag an den Start gehen. Doch der hatte es auch für die Jüngsten im Feld in sich. Es stand einmal eine Unterdistanz mit den 250 Metern und eine Überdistanz mit den 2.000 Metern auf dem Programm. Diesen Spagat zwischen sehr kurz und aus Jette Bruckers sich: „viel zu lang“, schaffte die zweifache Junioren-Vizeweltmeisterin im Team der Rheinbrüder am besten. Durch einen zweiten Platz im Sprint und einem soliden sechsten Platz über die Langstrecke liegt die 17-Jährige auf dem dritten Gesamtplatz. Ebenfalls sehr gut präsentierte sich die gleichaltrige Pia Zocher, die mit Rang sieben und fünf auf dem geteilten fünften Platz im Zwischenklassement steht. Für die Konkurrentinnen überraschend stark, präsentierte sich die Rheinschwester Katharina Nikolay. Im ersten Jahr bei den Junioren entschied sie das B-Finale über 250 Meter deutlich für sich und kam über 2.000 Meter auf einen beachtlichen 14. Rang. Damit liegt sie in Schlagdistanz zu den begehrten Nationalmannschaftsplätzen und kann bei der zweiten Qualifikation noch Plätze gut machen.
Richtig stark setze auch das Canadier-Trio von Trainer David Reeck Akzente. Allen voran Vince Varalliay zeigte eindrucksvoll, dass er in seinem letzten Junioren-Jahr den Sprung in die Nationalmannschaft schaffen möchte. Mit einem hervorragenden vierten Platz über die 2.000 Meter und einem starken sechsten Rang über die 250 Meter liegt er auf Gesamtranglistenplatz fünf sehr aussichtsreich für eine Teilnahme an den diesjährigen Junioren-Weltmeisterschaften. Die Langstrecke zeitgleich und somit auch mit dem vierten Rang, schloss sein Zweierpartner Bennet Haselhorst ab. Der ebenfalls letztjährige Junior aus dem Rheinhafen ärgerte sich über das verpasste 250 Meter A-Finale, entschied das B-Finale dann aber souverän für sich. Eigentlich nur zum Reinschnuppern sollte Konrad Löschner vor allem Erfahrungen auf der nationalen Qualifikation sammeln. Der erstjährige Junior ist nach Abschluss der ersten beiden Wettkämpfen jedoch viertbester Rechtsschläger und darf sich durchaus Hoffnungen machen, bei einem erneuten guten Rennwochenende den Adler 2023 auf der Brust tragen zu können.
Zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen zieht Bundesstützpunktleiter Detlef Hofmann ein erstes Resümee: „Unser Team hat sich fürs Erste sehr gut präsentiert. Mein Dank geht hier auch an die Trainer Ralf Straub, David Reeck und Yannik Hofmann, die die Mannschaft sehr gut vorbereitet haben.“ Hofmann denkt aber auch an die Athletinnen und Athleten die mit ihren Leistungen nicht zufrieden sind. „Man leidet natürlich immer mit denen, die ihr Potential nicht abrufen konnten.“
Vom 21. bis 23. April findet die abschließende Qualifikationsregatta auf der Wedau in Duisburg statt. Danach werden die Nationalteams gebildet und die internationale Saison beginnt bereits Mitte Mai.