Präsidentenkonferenz fordert Drittligisten zu Verantwortung auf
Die Präsidenten der Regional- und Landesverbände des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) haben sich im Rahmen ihrer Konferenz intensiv mit der aktuellen Situation in der 3. Liga befasst, so die Meldung des dfb. Die Konferenz ist der Auffassung, dass die aktuellen und von einigen Vereinen betriebenen Debatten sowohl der 3. Liga als auch dem gesamten deutschen Fußball mit dem DFB und seinen 26 Mitgliedsverbänden großen Schaden zufügen. Dies gefährdet die gesamte Zukunft der 3. Liga. Die Präsidenten fordern daher alle Klubs zu einem lösungsorientierten Verhalten auf.
Sie weisen in diesem Zusammenhang gemeinsam mit dem DFB die Klubs ausdrücklich auf die satzungsgemäße und mittels Zulassungsvertrag zwischen DFB und Vereinen vereinbarte Verpflichtung hin, einen Spielbetrieb in der 3. Liga durchzuführen und folglich die Saison in der 3. Liga zu Ende spielen zu wollen – stets vorbehaltlich der politischen Entscheidungsprozesse und der übergeordneten behördlichen Verfügungslage.
Insbesondere die Vereine, die einen Saisonabbruch befürworten, sind dringend angehalten, umgehend für Klarheit und Aufklärung zu zentralen Fragen zu sorgen, die mit einem selbst gewählten Abbruch der Spielzeit verbunden wären. Dazu zählen die Aufstiegs- und Abstiegsregelungen sowie praktikable Vorschläge, wie die 3. Liga künftig einen Spielbetrieb als Profiliga durchführen soll und die kommende Saison durchzuführen wäre. Zu klären wäre unter anderem, ob die 3. Liga bereit ist, in diesem Fall Absteiger zu stellen, ab wann sie den Spielbetrieb in der neuen Saison wieder aufnehmen möchte und insbesondere, ob sie auch ohne Zuschauer zu spielen bereit ist.
Für den Fall eines Abbruchs ohne Absteiger hätte die 3. Liga in der Saison 2020/2021 voraussichtlich 24 Vereine. Die Regional- und Landesverbände erwarten von den Befürwortern eines Saisonabbruchs bis zum Außerordentlichen DFB-Bundestag am 25. Mai ein klares und machbares Konzept, wie und in welchem Zeitrahmen eine solche Saison ordnungsgemäß abgewickelt werden könne. Diese Forderungen umzusetzen, hält die Präsidentenkonferenz für unerlässlich, um den Delegierten des Außerordentlichen DFB-Bundestags eine sachgerechte Entscheidung zur Zukunft der 3. Liga zu ermöglichen. In diesem Zuge erwartet die Konferenz der Präsidenten, dass etwaige, mit einem selbst gewählten Abbruch der Saison verbundene Zahlungsverpflichtungen des DFB in Bezug auf Schadenersatz und Regress von den Vereinen der 3. Liga getragen würden.
Peter Frymuth, als DFB-Vizepräsident Spielbetrieb und Fußballentwicklung zuständig für die 3. Liga, sagt: “Für alle Beteiligten gilt strikt, rein lösungsorientiert zu denken und nicht problemorientiert. Die Beurteilung, was gesundheitlich in welchem Rahmen vertretbar und sinnvoll ist, treffen die Experten. Und das sind in diesem Punkt weder der Verband noch die Vereine, sondern die Politik und die Gesundheitsbehörden. Wir hoffen zeitnah auf ein übergeordnetes Signal, ob es bundesweit bezogen in der 3. Liga weitergehen kann. Wir haben Regeln und gemeinsame Pflichten, anders ist ein organisierter Spielbetrieb nicht denkbar, unabhängig von der Corona-Krise. Der Ausschuss 3. Liga sowie die Mehrheit der Vereine verfolgen das Ziel einer möglichen Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Dieses Vorgehen folgt dem Grundgedanken, dass sportliche Entscheidungen auf dem Spielfeld fallen sollen und Drittligisten wieder ihrem Beruf nachgehen können. Ein selbst gewählter Saisonabbruch wäre mit enormen Risiken verbunden, allen voran in Bezug auf mögliche Schadenersatz- und Regressforderungen. Zudem wären die Auf- und Abstiegsregelungen unklar und erst vom DFB-Bundestag zu entscheiden, ein Aufstieg in die 2. Bundesliga wäre nicht automatisch gewährleistet. Es geht um die Zukunft der 3. Liga.”
Rainer Koch, 1. DFB-Vizepräsident, sagt: “Ein Teil der Vereine der 3. Liga spielt seit Wochen ein für den Fußball in Deutschland unwürdiges Schauspiel, bei dem die Landes- und Regionalverbände, die den DFB gemeinsam mit der DFL bilden, nur Zuschauer sind. Dies ist unerträglich und nicht länger hinzunehmen. All jene, die vehement einen Saisonabbruch verfolgen, müssen endlich Antworten liefern, was ihre konkreten Alternativen sind, und ob sie bereit sind, die Verantwortung für die gravierenden wirtschaftlichen und strukturellen Folgen zu übernehmen. Die Vorschläge müssen praktikabel sein. Ein Vorschlag mit acht Absteigern nach einer Aufstockung gehört nicht dazu. Ein solches Modell geistert zwar momentan durch die Öffentlichkeit, wurde im Übrigen aber bisher von keinem Klub offiziell dem DFB vorgestellt.”
Zum Antrag des Saarländischen Fußball-Verbandes (SFV) für den Außerordentlichen DFB-Bundestag, die 3. Liga zu erweitern und in zwei Staffeln aufzuteilen, geben die Regional- und Landesverbände zu bedenken, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt die notwendigen strukturellen, ordnungsrechtlichen, wirtschaftlichen und zulassungstechnischen Voraussetzungen zur Einführung einer zweigleisigen 3. Liga nicht vorliegen dürften. Vor diesem Hintergrund scheint eine kurzfristige Einführung nach Einschätzung der Konferenz weder faktisch noch rechtlich und wirtschaftlich umsetzbar sein. Die Regional- und Landesverbände schlagen daher – wie schon im Zuge der Regionalliga-Reform beim DFB-Bundestag 2019 festgehalten – erneut vor, über die Struktur des Profifußballs unterhalb der Bundesligen der DFL bis zum DFB-Bundestag 2022 intensiv zu beraten und deshalb den Antrag des SFV zur weiteren Beratung an den Ausschuss 3. Liga und den DFB-Spielausschuss zu verweisen.