Regio-wfv-Pokal: TSG Balingen jubelt nach Elfmeter-Krimi vor Rekordkulisse

Region (wfv). Was für ein Drama: Im zweiten Jahr in Folge entschied das Elfmeterschießen im Finale um den DB Regio-wfv-Pokal. Nach 120 Spielminuten stand es zwischen den Stuttgarter Kickers und der TSG Balingen Fußball 1:1-Unentschieden. Vom Punkt aus bewahrte der Regionalligist dann im Hexenkessel unter dem Stuttgarter Fernsehturm die Nerven und gewann mit 6:5. TSG-Keeper Marcel Binanzer parierte den halbhohen Schuss von David Kammerbauer, der als dritter Schütze angetreten war. Weil alle Balinger Schützen trafen, brach anschließend eine rote Jubelwelle über das GAZi-Stadion herein. Herzlichen Glückwunsch an die Eyachstädter zum ersten Triumph im württembergischen Verbandspokal.

Zum zweiten Mal in Folge fiel der Zuschauerrekord im Finale um den DB Regio-wfv-Pokal: Waren es im vergangenen Jahr noch 7.300 Fans, hatten sich bei besten Bedingungen 8.507 Zuschauer aufgemacht, um das hochklassige Endspiel der Saison 2022/23 zwischen dem Meister der Oberliga Baden-Württemberg und dem Sechstplatzierten aus der Regionalliga Südwest zu erleben. Elf Fanbusse hatten sich von Balingen aus auf den Weg nach Stuttgart gemacht und sorgten, zusammen mit den lautstarken Kickers-Anhängern, teilweise für Gänsehautatmosphäre. 

Das Stadion verstummte zunächst für eine Schweigeminute – ein gemeinsames Zeichen gegen Gewalt anlässlich des tragischen Vorfalls in Frankfurt: Der Juniorenspieler Paul war an Pfingsten im Rahmen eines Internationalen Jugendturniers attackiert worden und erlag am Mittwoch seinen Verletzungen. Die Partie begann anschließend rassig: Gerade mal zwei Minuten waren auf der Uhr, als Schiedsrichter Manuel Bergmann dem Stuttgarter Lukas Kiefer die Gelbe Karte zeigen musste. Nach 13 Spielminuten konterten die Eyachstädter den Oberligisten eiskalt aus: Jonas Meiser traf am zweiten Pfosten frei stehend zur 1:0-Führung. Die Kickers schüttelten den Rückschlag jedoch umgehend ab, nach 18 Minuten gelangte die Kugel über mehrere Stationen zu Paul Polauke, der den Ball zum Ausgleich in die Balinger Maschen spitzelte.

Fortan flachte die Partie etwas ab, was der Stimmung im ältesten Stadion Deutschland keinen Abbruch tat. Während die Kickers mehr Spielanteile hatten, verbuchte die TSG die beste Chance zur Führung: Moritz Kuhn stürmte über den rechten Flügel in Richtung Kickers-Tor, lupfte den Ball frech über Ramon Castellucci, scheiterte aber am Pfosten. Auch nach der Pause lebte das Spiel nicht von spektakulären Spielszenen, sondern von seiner Spannung und Intensität. Immer wieder gab es hitzige Momente, die Bergmann mit seinem Team jedoch souverän abarbeitete. „Wenn ich mich nach dem Spiel nicht über den Schiedsrichter beschwere, ist das ein gutes Zeichen“, meinte Kickers-Trainer Mustafa Ünal nach dem Spiel mit einem Augenzwinkern.

Auch in der siebenminütigen Nachspielzeit wollte kein Treffer fallen, sodass nicht nur die Anhänger vor Ort, sondern auch die Zuschauer vor den TV-Bildschirmen in den Genuss weiterer 30 Minuten kamen – das Württembergische Verbandspokal-Finale wurde zum achten Mal im Rahmen des Finaltags der Amateure im Programm von „Das Erste“ in einer Konferenz übertragen. In der zweiten Hälfte der Verlängerung wurde es noch mal richtig laut im TSG-Block: Kickers-Torwart Ramon Castellucci wehrte einen Schuss aus zehn Metern in höchster Not ab. Im Elfmeterschießen zeigte sich die TSG Balingen dann eiskalt und sicherte sich das Ticket für die 1. Runde im DFB-Pokal der Saison 2023/24.

Wir bedanken uns bei den zahlreichen Zuschauer*innen für die fantastische Stimmung und bei DB Regio für die Unterstützung – bereits seit 2017 ist DB Regio Baden-Württemberg Partner des wfv-Pokals. Gute Besserung wünschen wir Luigi Campagna, der nach 73 Minuten mit einer Kopfverletzung vom Feld musste und mit dem Krankenwagen abtransportiert wurde.

timmen zum Spiel

Harald Müller, Verbands-Spielleiter: „Das war Werbung für den Fußball, die Stimmung war fantastisch. Ein Elfmeter hat heute entschieden, letztes Jahr hatten die Kickers das Glück auf ihrer Seite. Herzlichen Glückwunsch an die TSG Balingen zu ihrem ersten Sieg im Verbandspokal.“

Manuel Bergmann, Schiedsrichter: „Es war ein schönes Gefühl, dieses Spiel zu pfeifen. Das war die größte Kulisse, die ich als Schiedsrichter bisher hatte. Es ging gleich kribbelig los mit der Gelben Karte in der zweiten Minute. Danach war es aber etwas ruhiger, das tat dem Spiel gut. Im Endeffekt war es ein intensives, aber faires Spiel.“ Zum Jahr der Schiedsrichter: „Ich finde das Projekt richtig gut. In der Oberliga oder Regionalliga kommt immer ein Schiedsrichter. Viel wichtiger ist es, die Wertschätzung an der Basis zu steigern. Respekt für alle, die jahrelang in den unteren Ligen pfeifen.“ 

Mustafa Ünal, Trainer Stuttgarter Kickers: „Glückwunsch an Martin Braun und die TSG Balingen. Es war ein unheimlich intensives Spiel vor einer großartigen Kulisse. Ein leidenschaftliches Spiel mit einer gesunden Härte, aber zu jeder Zeit fair. Das Spiel war dem Rahmen würdig. Beide haben ihre Qualitäten gezeigt und sind über ihre Grenzen gegangen. Da können wir uns auch auf die Duelle in der Regionalliga freuen.“

Martin Braun, Trainer TSG Balingen Fußball: „Es war ein extrem intensives Spiel. Man hat gemerkt, dass beide Seiten alles geben. Es gab auch ein paar kernige Fouls, aber es war alles noch im Rahmen. Man hat gemerkt, dass beide Mannschaften wollen. Wir haben fünf extrem gute Elfmeter geschossen, das hat am Ende den Unterschied gemacht.“