Fußball

Fanorganisationen zur Diskussion über die innere Sicherheit in Fußballstadien

KSC-Fan Choreo zum Auftakt

Region (ps). In den letzten Wochen und Monaten verfolgten die Fanorganisationen Fanverband „Supporters Hoffenheim“, SC Freiburg Fangemeinschaft e.V., die Supporters Karlsruhe 1986 e.V. , der Dachverband der Karlsruher SC-Fans und Pro Waldhof e.V. „sehr aufmerksam“ die auch in Baden-Württemberg geführte Diskussion rund um die innere Sicherheit in Fußballstadien und melden sich in einer Presseerklärung zu Wort.

„Dass wir ausschließlich über die Medien von dem geplanten, von Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl einberufenen „Fußballgipfel“ erfuhren und zu diesem, wie auch dem Vorbereitungstreffen, nicht eingeladen wurden, ist für uns enttäuschend. Auf beiden Veranstaltungen wurde – rückblickend – über uns Fußballfans, aber leider nicht mit uns gesprochen. Um Verständnis für und im besten Falle eine Zustimmung in einer Sache zu erhalten, ist es aus unserer Sicht unabdingbar, mit allen Akteuren zu diskutieren.“ Man könne nicht erwarten, dass gerade diejenigen, die zu dem „Gipfel nicht eingeladen wurden, Ergebnisse und Maßnahmen akzeptieren, die ohne sie besprochen wurden“.

„Daher nahmen wir gerne die Einladung des Innenausschusses des Landtags Baden-Württemberg zu einem „Sicherheitsgespräch mit Fußballverbänden, den Fußballvereinen, der Polizei, den Städten und Gemeinden sowie der Generalstaatsanwaltschaft“ am 17. Juli 2017 an und konnten unsere Positionen entsprechend platzieren“, so die vier Fanverbände in einer gemeinsamen Pressemeldung.

 

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Im folgenden die Positionen der Fanverbände:

  1. Fanprojekte
    Durch einen stetig und dauerhaften Prozess der Vertrauensbildung der dortigen Mitarbeiter stellt die Sozialarbeit mit jungen und älteren Fußballfans für uns einen wesentlichen Baustein für ein sicheres Stadionerlebnis dar. Ein Fanprojekt bietet allen Fans einen Anlaufpunkt und die Möglichkeit sich als Fan zu entfalten und Beratungen in Anspruch zu nehmen. Es ist wichtig, dass auch die Politik aktiv Träger für solche Einrichtungen an Standorten ohne Fanprojekt sucht und bestehende entsprechend weiter und intensiver fördert.
    Die in den Fanprojekten geschaffene Vertrauensbasis darf unter keinen Umständen durch Politik, Verbände und Polizei untergraben werden. Wenn, wie in Leipzig geschehen, Fanprojektmitarbeiter über Jahre hinweg als Beschuldigte in einem Ermittlungsverfahren geführt und diese hierbei observiert, Bewegungsprofile angelegt und deren Kommunikation überwacht werden, wird es zwangsläufig zum Vertrauensverlust innerhalb der betroffenen Fanszene zu ihrem Fanprojekt kommen. Dies ist nicht zu akzeptieren! Eine unserer Kernforderungen lautet daher auch, dass die dortigen Mitarbeiter, im Rahmen der Ausführung ihrer Aufgaben, durch die Politik vor solchen Maßnahmen seitens der Polizei und Staatsanwaltschaft, besonders zu schützen sind.
  2. Fanbetreuung durch die Vereine
    Den Fanbetreuungen sind durch die Vereine Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, die diese für ihre erfolgreiche Arbeit benötigen. Vereine mit vergleichbaren Fanaufkommen brauchen gleiche Voraussetzungen für ihre Arbeit. Vorbildliche Modelle, wie bspw. das 3-Säulen-Modell aus Karlsruhe, in denen die Fanarbeit auf mehreren Schultern liegt, müssen etabliert werden und dürfen nicht mit Füßen getreten werden. Die Verbände müssen im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens noch genauer auf die Einhaltung der Vorgaben bei der Fanbetreuung achten. 
  3. Sportgerichtsbarkeit versus ordentliche Justiz
    Der Verband und als Ausführungsorgan die Vereine, strafen einzelne Fans, meist ganze Gruppen mit Stadionverboten und immer öfter auch ganze Stadionbereiche in Form von Teil- oder ganzen Zuschauerausschlüssen, basierend auf einer zu hinterfragenden Sportgerichtsbarkeit fern des Rechtsstaates. Wir sind der Meinung, dass durch die aktuell gelebte Praxis eine Entmündigung der ordentlichen Justiz erfolgt. Nur ordentliche Gerichte können und dürfen über Bürger dieses Landes urteilen. Schuldig ist, wem eine Schuld durch den Rechtsstaat nachgewiesen wurde. Dies, ebenso wie Pauschalverurteilungen und Kollektivstrafen, führt zu keiner wesentlichen Entspannung der Situation, im Gegenteil eher zu einer stetig steigenden, negativen Stimmung gegen den Verband.
  4. Stadionallianzen & Dialog
    Wir begrüßen die Erkenntnis aus dem „Fußballgipfel“, Stadionallianzen mit klaren Kommunikationsstrukturen und einem intensiven Austausch mit uns Fans, in der Vor- und Nachbetrachtung zu besetzen. Ebenso die Erkenntnis, Einsatztaktiken der Polizei zu analysieren und durch eine passivere Rolle ebendieser bei den meisten Spielen zu einer Deeskalation im Vorfeld beizutragen.

Werden die besprochenen Maßnahmen ein Erfolg? Bewerten werden wir dies erst in den nächsten Monaten können. Der Grundstein ist augenscheinlich gelegt. Wir können die Vereine und vor allem den Verband nur auffordern, den Graben, der in den letzten Monaten entstanden ist, nicht weiter aufzureißen, sondern Brücken zu bauen um diesen langsam aber stetig zu überwinden.

Gerade in der heutigen Debatte mit Politik, Öffentlichkeit, Vereinen und Verbänden gilt für uns mehr denn je: Getrennt in unseren Farben, vereint in der Sache, stehen wir für nachhaltige, transparente und faire Gespräche auf Augenhöhe zur Verfügung.“