KSC-Scout Lothar Strehlau: Das ist wie Doping
Karlsruhe (mia). „Viele denken, ein Scout guckt gemütlich ein Spiel an und isst eine Bratwurst. Aber das ist es natürlich nicht“, lacht Lothar Strehlau, Scout des Karlsruher SC. Der 69-jährige Scout des KSC zückt sein schwarzes kleines Notizbüchlein und zeigt, auf was er in einer Partie alles achtet und welche Notizen er sich macht.
Es Notizen zu nennen, wäre untertrieben. Spielanalysen, Analysen der einzelnen Spieler sowie der Taktik – all dies bereitet Strehlau in den 90 Minuten auf. Vernetzt, fachlich gut und flexibel muss ein Scout sein, so Strehlau.
Eine seiner Aufgaben ist die Analyse des kommenden Gegners. „Bei der Analyse hilft mir mein fotografisches Gedächtnis.“ Er analysiert Spielweise, Umstellungen in der Taktik, Abläufe, Besonderheiten, Wechsel sowie die Laufwege und Stärken/Schwächen der Spieler und notiert dies für KSC-Coach Markus Kauczinski. Dabei kann keine Rede sein von einem gemütlichen Fußballnachmittag.
„Das ist aber nur eine Hilfe. So etwas gewinnt ja kein Spiel. Aber es gibt Sicherheit und Aufschluss“, erklärt Strehlau, der auch eine eigene Fußballschule betreibt.
Zeitgleich schaut er sich auch die Spieler an. Fällt ihm einer auf, wird dieser besonders vermerkt. „Alle Spieler, die mir auffallen kommen in meine Datenbank.“ Dort wird genau eingeordnet, ob er eine Verstärkung wäre, ein Backup oder ein Perspektivspieler ist. „Wir brauchen im Prinzip einen Perspektivspieler, der sehr bald Backup ist.“
Auf Sicht Geld sparen
Scouten heißt auf Sicht Geld sparen. „Vor allem muss man ein Ganzjahres-Scouting machen. Das tun wir beim KSC auch. Seit Rolf Dohmen, er hatte dies eingeführt. Er hat die Wichtigkeit gesehen.“ Seine Datenbank ergänzt und erweitert er daher kontinuierlich.
Was passiert, wenn man auf ein gutes Scouting verzichten muss, zeigte sich in der Abstiegssaison. Da musste schnell im Winter nachverpflichtet werden. „Aber da kriegst Du kaum mehr gute Spieler.“ Man hatte Spieler geholt, die man nur von DVDs kannte. „Alle Spieler hatten wir live nicht gesehen, außer Charalambous.“ Es musste alles schnell gehen, eine Verstärkung waren sie fast alle nicht.
Zusammenarbeit mit Sportlicher Leitung des KSC
Normalerweise läuft es anders. Wenn der KSC-Trainer zum Beispiel sagt, er brauche eine zweite schnelle Spitze. Dann gibt KSC-Sportchef, Jens Todt, den Auftrag an Scout Strehlau. „Dann musst Du in der Lage sein, etwas anbieten zu können aus deinem Portfolio.“ Auch die Angebote der Berater muss er einschätzen können und der sportlichen Leitung „beratend zur Seite stehen“.
„Wenn wir im Sommer was brauchen, dann muss ich schon lange unterwegs sein und nicht erst im Februar.“ Das Anforderungsprofil liegt vor, in dem steht, welchen Typ sucht der KSC-Coach und welche Taktik will er spielen. „Schnelligkeit, Qualität, die Fähigkeit zu antizipieren und auch Charakter sind wichtig.“
Fußball ist einfach
Am wichtigsten bei seiner Arbeit ist, „dass zwischen den Personen, denen ich unterstellt bin ein absolutes Vertrauensverhältnis besteht und alle fachlich miteinander auskommen“. Das ist beim KSC der Fall! so Strehlau. „Mir macht es Spaß, aber der Spaß kommt, wenn Du Erfolg hast und Du beim Funktionsteam und Trainerteam akzeptiert und integriert bist. Dann ist das wie Doping.“
Vom KSC-Coach hält Strehlau sehr viel. „Er ist ein Trainer der zum KSC passt, das hatten wir lange Jahre nicht mehr. Fußball ist einfach. Aber es wird von vielen kompliziert gemacht. Man braucht ein Auge und ein Gespür und man darf sich nicht wichtig nehmen… So ist Kauczinski. Er macht einen guten Job“, sagt KSC-Coach Strehlau.