Rheinbruder Saeid Fazloula bekommt Startfreigabe
Karlsruhe (amr). Anfang Dezember bekam der Deutsche Kanu-Verband (DKV) die Bestätigung des Iranischen Kanu- Verbands, dass die Startfreigabe für den gebürtigen persischen Kanuten, Saeid Fazloula, erteilt ist. Längst ist der 25-jährige Kajakfahrer im Rheinhafen, am Trainingszentrum der Rheinbrüder Karlsruhe, nicht mehr wegzudenken. Vor zwei Jahren nahm er die Flüchtlingsroute über den Balkan, weil er und seine Familie Angst um seine Sicherheit hatten. Zu wenig politisch Korrekt soll sich Saeid verhalten haben, bei den Asia Games als er die Silbermedaille gewann, habe er sich für iranische Verhältnisse zu sehr und unverhältnismäßig gefreut.
Nach den Weltmeisterschaften in Mailand 2015 wurde er sogar kurzzeitig gefangen genommen und verhört. Man beschuldigte ihn der Absicht zum Christentum konvertieren zu wollen. Als vermeidlicher „ Beweis“ diente ein Besuch einer Kathedrale in Mailand – eines der berühmtesten Bauwerke Europas. Dieses düstere Kapitel ist für den sympathischen Modelathleten nun hoffentlich komplett abgeschlossen. Bereits 2016 wurde er im Einerkajak über die 1.000 Meter Bronzemedaillengewinner bei den Deutschen Meisterschaften. In diesem Jahr konnte er seine Erfolgsgeschichte bei den Deutschen mit einer weiteren Bronzemedaille im Einerkajak, dieses Mal über die 500 Meter, fortschreiben.
[adrotate banner=“47″]
[adrotate banner=“49″]
„Ich wollte schon in diesem Jahr die Qualifikation fahren. Dann habe ich die Freigabe aber leider nicht bekommen, das war schwer für mich aber meine Trainer Detlef Hofmann und Ralf Straub haben mich immer wieder aufgebaut und gesagt, dass wir ein Jahr einfach gut weiter trainieren. Endlich ist die Freigabe jetzt da. Jetzt bin ich einfach glücklich.“ Saeids Traum ist es, den Sprung in die deutsche Nationalmannschaft zu schaffen. Dass dies im Bereich des Möglichen liegt, daran zweifelt Detlef Hofmann, Chefbundestrainer-Nachwuchs des DKVs, nicht. „Er hat das Zeug dafür und dazu noch einen unglaublichen Willen. Er ordnet seinem Ziel alles unter und genießt es einfach bei uns zu sein. Wir sind sehr stolz Saeid bei uns zu haben, er ist auch ein Vorbild für die jüngeren Sportler, die von seinem Fleiß und seiner Zielstrebigkeit lernen können.“
Die Freigabe lässt Saeid nochmals über seine Ankunft in Deutschland nachdenken: „Als ich in Deutschland angekommen bin, dachte ich zuerst, dass es das war mit meinem Leben – Saeid du hast alles verloren, dachte ich. Aber als ich dann die Rheinbrüder und Detlef gefunden hatte, war für mich ein neues Leben mit vielen lieben Freunden da. Es freut mich sehr, dass ich mit den Rheinbrüdern trainieren kann und so viele tolle Leute kennengelernt habe. Es ist nicht immer einfach, ich bin nun zwei Jahre hier, habe meine Familie die ganze Zeit nicht gesehen und dann das mit der fehlenden Startfreigabe, war für mich auch nicht leicht.“
Um so schöner, dass wie im letzten Jahr mit der Anerkennung des Flüchtlingsstatus nun kurz vor Weihnachten die sportliche Zukunft für Saeid geklärt ist. Sein kurzfristiges Ziel ist es Teil der deutschen Nationalmannschaft 2018 zu werden, langfristig möchte er natürlich auch seinem Traum leben und bei den Olympischen Spielen teilnehmen. Hier hatte er 2016 unverständlicherweise einen Rückschlag erlitten. Er war auf dem besten Weg für die Flüchtlingsmannschaft in Rio starten zu dürfen. Es gab deutlich positive Signale vom DOSB, doch dann wurde er doch nicht vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nominiert.
„Das war hart aber ich machte einfach immer weiter, immer weiter, so bin ich.“, sagt der Allroundathlet der sowohl die 500 als auch die 1.000 Meter hervorragend fahren kann. „Aber gut reicht in Deutschland nicht“, stellt er klar, „deshalb trainiere ich jede freie Minute. Wenn ich mal krank bin mache ich mir auch ein bisschen Stress und gehe dafür sonntags trainieren, wenn die anderen frei machen!“ Wenn Saeid Fazloula spricht, dann strahlt sein Gesicht, doch die Augen zeigen gleichzeitig eine tiefe Entschlossenheit. Er schließt das Gespräch mit einem Gefühl: „2018 kann mein Jahr werden!“ Und vielleicht kann er ja auch bald mal wieder seine Familie sehen, dann wäre sein Glück perfekt.