KSC-Stadion vor dem Beschluss: Fledermäuse, weiße Flecken und Zuversicht
Karlsruhe (mia). Die Entscheidung für ein neues Stadion für den Karlsruher SC könnte näher rücken. „Wir können jetzt den Sprung von der Vorbereitungs- in die Realisierungsphase machen“, freute sich Oberbürgermeister Frank Mentrup vor der anstehenden Entscheidung über das Projekt KSC-Stadion im Gemeinderat.
Jahrelange und intensive Arbeit liegen hinter der Stadtverwaltung und dem KSC, um das Projekt „Neues Fußballstadion im Wildpark“ nun entscheidungsreif stehen zu haben. Der Gemeinderat muss in seiner Sitzung am kommenden Dienstag, 19. Juli, die entsprechenden Beschlüsse fassen, damit das Ausschreibungsverfahren beginnen kann.
„Aus der Vorbereitungsphase wechseln wir jetzt in die Realisierungsphase. Die Fragestellungen sind weitestgehend geklärt in intensiven Verhandlungen“, so das Karlsruher Stadtoberhaupt, das „sehr stolz“ sei, dass man nun so weit gekommen sei.
Nach der Kombilösung sei der Stadionbau eines der komplexesten Bauprojekte Karlsruhes. Dass es ein neues Stadion bedarf sei unstrittig, aber man müsse jetzt Nägel mit Köpfen machen. „Es zeichnet sich ab, dass es eine Mehrheit geben kann. Aber es zeichnet sich auch ab, dass die Begeisterung für einen Neubau zu bröckeln beginnt.“ Das finanzielle Engagement der Stadt werde kritischer gesehen. „Wir sind aber überzeugt, dass wir einen guten Abschluss hinbekommen.“
Das aktuelle Stadion sei auf Dauer „wirtschaftlich nicht zumutbar“. Man wisse, dass der KSC für einen Neubau wirtschaftlich keine eigenen Mittel einbringen könne. „Jedes weitere Jahr dort zu spielen ist eine verlorene Chance.“
Fledermauskolonien und Wirtschaftsrisiko
Eine weitere Prämisse sei, so Mentrup, dass man unter Sparzwängen stehe. Im alten Stadion gebe es aber jedes Jahr ein „negatives Delta in Höhe von 800.000 bis 1 Million Euro, das nicht durch die Pacht refinanziert werden“ könne. Dieses Missverhältnis könne man sich nicht lange leisten.
Daher sei ein neues Stadion wichtig, auch weil der KSC „einer der wichtigsten Imageträger“ der Stadt sei. Dabei zu beachten sei aber das Zeitfenster.
Das neue Stadion soll 35000 Zuschauer fassen, die Fanbereiche werden getauscht, die Gästefans kommen aus Sicherheitsgründen in die Nordkurve mit direktem Steg-Zugang zum Parkplatz. Auch das Verkehrskonzept rund um das Stadion, das allen zugute kommt, wird erneuert. Dafür ist ein Gesamtinvestitionsvolumen von 113,97 Millionen Euro abzgl. der Infrastruktur in Höhe von 28,64 Millionen, somit 85,33 Million vom KSC zu refinanzieren.
„Wir verlassen uns nicht nur auf Prämissen. Wir verlassen uns auch darauf, dass der KSC sich zutraut, sportlich aufzusteigen und erfolgreich zu sein.“ Denn das Wirtschaftsmodell setzt voraus, dass der KSC einige Jahre in der Ersten Liga spielt. In je zehn Jahren Spielbetrieb muss es mindestens zwei Erstligajahre geben, „sonst bricht der Wirtschaftsplan zusammen, das Risiko liegt bei der Stadt“.
Beginnen sollte man Ende 2017 mit dem Bau, der im Spielbetrieb stattfindet. Für 17.000 Fans werde es immer Aufrecht erhalten. 2019/20 wolle man fertig sein. Aber und das sei eine weitere Prämisse, man könne die Haupttribüne nicht im Sommer abreißen, weil diese dann das Quartier zahlreicher Fledermauskolonien ist. Daher beginne man erst im Herbst 2017.
KSC soll den Ball rund machen
Dafür müsse nun aber bald die Entscheidung her, damit die Verhandlungen mit den Baufirmen geführt werden können. Nach der Entscheidung im Gemeinderat „liegt es am KSC in der Mitgliederversammlung am 25. September den Ball rund zu machen“. „Sollte das Präsidium vorab bereit sein eine Unterschrift zu leisten, könne man vorher mit dem Ausschreibungsverfahren beginnen.“
Wenn man dann nicht beginnen könne, müsse man ein ganzes Jahr warten. Aber ob dann die politischen wie die finanziellen Rahmenbedingungen besser seien, bezweifelt Mentrup.
Es gebe noch wenige offene Punkte. „Ein paar weiße Stellen im Vertrag gibt es, wo wir auf Infos vom Verein warten. Der Beschluss wird dadurch aber nicht hinfällig.“
Offene Punkte
Einer dieser Punkte ist auch die Personalie Wolfgang Grenke von der IHK. Er wurde vom KSC als Vermittler beim Punkt Verhandlungen mit Bauherren ins Spiel gebracht.
„Der Verein will bei Verhandlungen mit Bauherren mitwirken oder anwesend sein. An dieser Stelle kommen wir nicht zusammen“, so Mentrup. „Wir diskutieren darüber seit zwei Jahren. Wir akzeptieren, dass wir nur ein Stadion bauen, das funktional genutzt werden kann.“ Es gibt eine Steuerungsgruppe, in der auch der KSC ist, die über die Vor- und Nachbereitung der Verhandlungen berät. „Aber in den Endverhandlungen sind nicht mehr dabei als die die unterschreiben.“
Alle Änderungen die mit Funktionalität, Wirtschaftlichkeit oder Aussehen zu tun haben, werden mit dem KSC besprochen bevor die Stadt mit dem Bauherr unterschreibt, versichert Mentrup.
Mentrup sei bereit mit Herrn Grenke ein Mediationsgespräch zu führen, aber an dem Punkt werde nicht gerüttelt, auch ein stiller Beobachter des KSC werde nicht dabei sein bei den Verhandlungen.