abseits-ka

Sport aus Karlsruhe und der Umgebung

KSC-U19-Coach Erceg im Interview: „Der KSC wird für mich immer mehr bleiben als „nur“ HEIMAT!“

Karlsruhe (mia). Der aktuelle KSC-U19-Trainer Ivica Erceg wird ab Sommer nicht mehr beim Nachwuchs des Karlsruher SC an der Seitenlinie stehen. Sein Nachfolger beim A-Junioren-Bundesligist wird ab Sommer Ralf Kettemann sein.

Der 45-Jährige Fußballlehrer Erceg, der aktuell zu den erfahrensten Jugendtrainern Süddeutschlands zählt, startete seine Trainerkarriere 2009 beim TSV 1860 München. In der U19 trainierte er hier unter anderem Spieler wie Kevin Volland, Julian Weigl, Alexander Hack oder Bobby Wood und brachte sie nach oben. 2013 wechselte er zum Karlsruher SC ins Nachwuchsleistungszentrum und leitete dort zahlreiche Teams. Erceg gibt im Interview mit abseits-ka einen Ausblick und Rückblick.


Herr Erceg, es kam doch sehr überraschend, dass Sie nach der Saison kein Trainer mehr beim KSC sein werden – der Vertrag ausläuft. Was ist der Grund dafür? Gab es Probleme?

Ivica Erceg: „Eventuell kam es überraschend, da wir gut in die Saison gestartet sind und mit dem Sieg gegen Hoffenheim für Furore gesorgt haben. Es gab keinen Vorfall, Streit oder Sonstiges – dies möchte ich betonen. Trotzdem haben wir uns nach intensiven Gesprächen entschlossen, die Zusammenarbeit nicht fortzusetzen.“ 

Also kam es sicherlich auch für ihre KSC-U19-Mannschaft überraschend. Wie haben es die Jungs aufgenommen?

Erceg: „In diesem Fall muss man die U19 unterteilen in Jung- und Altjahrgänge. Die Altjahrgänge hätten in der nächsten Saison sowieso einen neuen Trainer bekommen. Diese Jungs haben es neutral aufgenommen. Bei den Jungjahrgängen ist das natürlich anders. Die haben schon damit gerechnet, dass ich nächste Saison weiterhin ihr Trainer bin.  Diese Jungs – so habe ich es wahr genommen – schienen sehr enttäuscht. Trotzdem denke ich wird die Mannschaft insgesamt sehr professionell damit umgehen und weiterhin alles dafür tun, um sich zu verbessern und um ihre persönlichen Ziele zu erreichen.“

Ziele sind ein gutes Stichwort. Aufgrund von Corona wurde die Saison unterbrochen, immerhin darf wieder trainiert werden. Welche Ziele setzen Sie sich mit der U19, falls wieder gespielt werden darf?

Erceg: „Wir hoffen natürlich, dass die für uns erfolgreich gestartete Saison auch weitergespielt werden kann. Wir haben durch den Derbysieg gegen die TSG Hoffenheim gesehen, was wir im Stande sind zu leisten. Wir haben ein super Spiel abgeliefert und hätten nach 30 Minuten sogar 3:0 führen müssen. Schlussendlich blieb es beim 2:1-Sieg für uns. Unser Ziel ist es, an die Leistungen gegen Hoffenheim anzuknüpfen und das mutige, offensive Pressing sowie den Teamspirit weiter auszubauen. Zudem wollen wir jeden Spieler individuell weiter entwickeln. Wenn wir das alles schaffen, dann könnte ein Platz im oberen Drittel möglich sein.“

Die Spieler weiterentwickeln und in die Profi-Mannschaft zu bringen hat ja aktuell auch mit Tim Breithaupt gut geklappt. Macht Sie das stolz?

Erceg: „Ja in der Tat macht es mich stolz, dass Tim Breithaupt aus dem aktuellen U19 Kader den Sprung geschafft hat und einen Profivertrag unterschrieben hat. Er erinnert mich sehr an Julian Weigl, den ich bei 1860 München zum Kapitän der U19 gemacht hatte, nicht nur wegen seiner ähnlichen Spielart sondern auch wegen seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit. Ich traue Tim auch zu, dass er sich langfristig im Profibereich durchsetzen und etablieren kann.“

Wie geht es jetzt persönlich für Sie weiter?

 Erceg: „Ich bin jetzt insgesamt 19 Jahre ununterbrochen als Jugendtrainer in einem Nachwuchsleistungszentrum (KSC und TSV 1860 München)  tätig und habe von der U15 bis zur U19 alle Teams erfolgreich trainiert. In dieser Zeit habe ich sehr viel Erfahrung sammeln dürfen. Es macht mir extrem viel Spaß auf dem Platz zu stehen und mit der Mannschaft zu arbeiten oder mit einem Spieler ganz individuell zu trainieren.  Aktuell gibt es noch keine Entscheidung, was als nächstes kommt oder in welche Richtung es mich ziehen wird.“

Bei 19 Jahren Erfahrung als Nachwuchstrainer gibt es sicherlich viele tolle Erlebnisse. Was nehmen Sie mit? An was werden Sie sich besonders erinnern?

Erceg:  Erinnern werde ich mich sicher an die vielen spannende und erfolgreichen Turniere sowie insgesamt die tolle Zeit mit vielen außergewöhnlichen Persönlichkeiten.

Bleiben werden die Erfolge mit der U19 Mannschaft vom TSV 18760 München als wir Süddeutscher Vizemeister wurden und uns für die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft qualifizierten. Dann aber das Finale vor 7000 Zuschauern im Grünwalder Stadion gegen den 1. FC Kaiserslautern knapp mit 1:2 verpassten.

Sowie die gewonnene Süddeutsche Meisterschaft mit der U15 als Co Trainer von Rüdiger Böhm.

Was wird Ihnen bei 30 Jahren KSC bleiben ?

Erceg: „Die schönsten Erlebnisse hatte ich als Jugendspieler, als wir regelmäßig mit den Jugendmannschaften nach Castelginest bei Toulouse (Südfrankreich) gefahren sind, um an einem Turnier teilzunehmen. Wir haben bei Gasteltern übernachtet, ohne ein Wort verstanden zu haben. Die Verständigung klappte aber trotzdem irgendwie. Diese Erfahrung werden ich nicht vergessen sowie viele andere Momente die man hier gar nicht aufzählen kann.

Wenn man 45 Jahre alt ist und davon 30 Jahre beim KSC war, realisiert man, dass man in diesem Verein aufgewachsen, gereift, groß geworden und schlussendlich erwachsen geworden ist. Deswegen wird der KSC für mich immer mehr bleiben als „nur“ HEIMAT!“