Sport Allgemein

Mutig gegen Rassismus: Jugendpreis Gottfried Fuchs erstmals verliehen

Foto (Quelle bfv): Preisträger jeweils mit Andrea Knight, Julian Heller und Sohn (links)

Karlsruhe (bfv). Bei der Preisverleihung des Jugendpreises Gottfried Fuchs vergaben die Fußballverbände in Baden-Württemberg heute im Karlsruher Bürgersaal die Platzierungen. Den ersten Platz und damit 6.000 Euro erreichte das Projekt Gottfried-Fuchs-Cup des VfB Bretten und des Edith-Stein-Gymnasiums. Den mit 3.000 Euro dotierten zweiten Platz belegt der 1. FC Heidenheim, Platz 3 und ein Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro gehen an den FV Baden-Oos.

Andrea Knight und Julian Heller, die aus Kanada angereisten Enkel von Gottfried Fuchs, sowie ein spannender Vortrag von Werner Skrentny, dem Biographen von Julius Hirsch und Gottfried-Fuchs-Kenner, skizzierten ein bewegendes Bild des jüdischen Fußballers, in dessen Namen die baden-württembergischen Fußballverbände den Jugendpreis zum ersten Mal verliehen. „Unser Großvater stand für Fair Play und es gibt nichts Wichtigeres, als immer wieder darüber zu sprechen“, betonte Knight, die ihren mittlerweile vierten Besuch in Karlsruhe auch nutzte, um ihren Töchtern zu zeigen, wie sich Deutschland verändert hat.

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Das Thema des Jugendpreises sei aktueller denn je, betonten die Vertreter der drei Fußballverbände Ronny Zimmermann (Präsident Badischer Fußballverband), Thomas Schmidt (Präsident Südbadischer Fußballverband) und Michael Supper (Vorsitzender Verbandsjugendausschuss Württembergischer Fußballverband). Es habe lange gedauert von der Idee des ehemaligen und mittlerweile leider verstorbenen wfv-Ehrenpräsidenten Dr. h. c. Alfred Sengle, dessen Frau unter den Ehrengästen war, bis zur ersten Preisverleihung, aber sie komme angesichts der politischen Entwicklungen in Deutschland genau zum richtigen Zeitpunkt. Ministerialdirigentin Sabine Frömke überbrachte Grüße, Dank und Glückwünsche der Schirmherrin, Dr. Susanne Eisenmann, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. Bürgermeister Michael Obert vertrat nicht nur die Stadt Karlsruhe bei der Preisverleihung, auch als Vorsitzender des Karlsruher FV, dem Verein mit dem Gottfried Fuchs 1910 die deutsche Meisterschaft gewann, richtete er seinen Dank an die Fußballverbände, die mit dem Preis zeigten, dass sie sich der Vergangenheit und der Zukunft stellen. Unter den rund 130 Gästen waren auch zahlreiche aktuelle Spielerinnen und Spieler des KFV.

Zum Höhepunkt der emotionsgeladenen Preisverleihung wurden die Platzierungen der drei Preisträger verkündet. Drei Projekte hatte die Jury aus 16 Bewerbungen im Vorfeld ausgewählt. Den mit 1.500 Euro dotierten dritten Preis erhielt der FV Baden-Oos für sein Projekt „Respekt und Toleranz“. Diese Botschaft ist nicht nur auf Trikots der Jugendmannschaften und auf einer Stadionbande zu lesen, sie wird im Verein auch gelebt. „Integration ist bei uns tief verankert. 60 Prozent unserer Mitglieder haben einen Migrationshintergrund. Das ist unsere DNA“, betonte Wolfgang Fritz. A-Jugendspieler Lars Gantzkow erzählte, wie sie mit den Geflüchteten zusammen Fußball spielen, wie sie sich ihre Geschichten erzählen und wie sie dadurch zusammengewachsen sind.

Beim 1. FC Heidenheim lernen die Jugendspieler ganz schnell, dass im Verein kein Platz für Rassismus ist. Dafür organisiert der Club Infoveranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt. Aktionen bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus, die Teilnahme beim Ulmer Integrations-Cup und Training mit Geflüchteten tragen ebenfalls zur Sensibilisierung bei. „Rassismus wird bei uns nicht toleriert, das wird und vorgelebt und wir leben das anderen vor“, bekräftigten die Nachwuchsspieler Pascal Sirokas und Marian Riedinger, bevor der 1. FC Heidenheim die Urkunde und 3.000 Euro Preisgeld für den zweiten Platz erhielt.

Auf den ersten Platz wählte die Jury das Projekt „Gottfried-Fuchs-Cup“ des VfB Bretten und des Edith-Stein-Gymnasiums. Direktorin Annelie Richter: „Die Flüchtlinge standen sozusagen einfach vor der Tür. Also wollten wir sie integrieren. Und das haben wir dann mit unserem Oberstufen-Cup gemacht.“ Eine Ausstellung über Geflüchtete und jüdische Sportlerinnen und Sportler umrahmte das Turnier. Der VfB Bretten sei sofort dabei gewesen, als die Anfrage der Schule kam, und bereitete die Geflüchteten acht Wochen lang auf das Turnier vor. „Wir haben gemischte Mannschaften beim Cup gebildet. Und danach kamen die Jungs dann immer noch ins Training. Beim Fußball ist es egal, wer wer ist, alle versuchen einfach Tore zu schießen“, brachte es Spieler Falah Christean auf den Punkt. Für das Engagement erhalten Verein und Schule nicht nur 6.000 Euro Preisgeld, auch die allererste, eigens mit dem Konterfei des ehemaligen Nationalspielers angefertigte, Gottfried Fuchs-Medaille geht nach Bretten.

„Es ist eine Ehre heute dabei zu sein“, betonte Julian Heller und bedankte sich bei den Fußballverbänden und bei allen Teilnehmern. „Der Preis ist so wichtig, denn er ermutigt, sich weiter gegen Rassismus und Antisemitismus einzusetzen.“ Die Nachfahren von Gottfried Fuchs erhielten ebenfalls eine Medaille als Erinnerung. Das Schulorchester des Edith-Stein-Gymnasiums umrahmte die Preisverleihung musikalisch.

Die drei baden-württembergischen Fußballverbände Südbaden, Baden und Württemberg erinnern mit der Stiftung des Jugendpreises Gottfried Fuchs an den mehrfachen deutschen Nationalspieler Gottfried Fuchs jüdischer Herkunft. Darüber hinaus gedenken die Fußballverbände an die jüdischen und anderen diskriminierten Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Funktionäre und Vereinsmitglieder, die nach der Machtübernahme durch die Nazis seit 1933 aus der Gesellschaft und der Fußballfamilie ausgeschlossen wurden. Der Jugendpreis Gottfried Fuchs wird alle zwei Jahre vergeben. Er ist mit insgesamt 10.500 Euro dotiert.